Dialog Handwerk und MdB 2022
Hunger

Kammerpräsident Wolfgang Jacob im Austausch mit MdB Reginald Hanke

(30.03.2022) Zum einem Dialog trafen sich in der Bildungsstätte der Handwerkskammer für Ostthüringen in Rudolstadt der Kammerpräsident Wolfgang Jacob sowie der FDP-Bundestagsabgeordnete Reginald Hanke. Inhalte des Gespräches waren vor allen Dingen die Auswirkungen der anhaltenden Krisen (Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg) auf das regionale Handwerk.

Wolfgang Jacob machte vor allem auf die prekäre Lage des Handwerks durch die massiven Kostensteigerungen bei Materialien, Energie und Kraftstoffen aufmerksam. Bisher werden aus seiner Sicht vor allem kleine und mittelständische Handwerksunternehmen vernachlässigt.

In Bezug auf die Materialpreisentwicklung drängt er auf eine rasche Einführung von Stoffpreisgleitklauseln für öffentliche Aufträge. „Zwar wurde hier auf Bundesebene eine Lösung für öffentliche Aufträge des Bundes per Erlass gefunden. Doch unsere Handwerkerinnen und Handwerker sind vor allem regional tätig. Hier muss schnellstmöglich eine ähnliche verbindliche Regelung beispielsweise für kommunale Auftraggeber getroffen werden“.

Ebenso sieht er die Handwerksunternehmen vor erheblichen Mehrbelastungen durch die geplante Energiepreispauschale. „Es ist schön, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entlastet werden. Den mittelständischen Handwerksunternehmen hilft dies aber nicht weiter. Deshalb brauchen wir eine sofortige Entlastung vor allem für energieintensive Handwerksbetriebe“, so Jacob. Ebenso müssen die Unternehmen bei den explodierenden Spritpreisen eine Entlastung erfahren. Sein Vorschlag: Ein befristetes komplettes Aussetzen bzw.  massives Absenken der Energiesteuer auf Benzin und Diesel um mindestens 40 Cent pro Liter. „Das jetzt seitens der Regierungskoalition vorgeschlagene Paket mit einer Absenkung der Energiesteuer und damit einer Reduzierung des Spritpreises bei Benzin um 30 Cent je Liter und bei Diesel um 14 Cent je Liter, geht an der Realität für unsere Handwerksunternehmen vorbei. Deren Fuhrpark besteht zu einem Großteil aus Transportern und Lkw, die mit Diesel betankt werden müssen“, erläutert der Kammerpräsident.

Aber auch das Thema der Nachwuchsgewinnung für das Handwerk brachte Kammerpräsident Wolfgang Jacob zur Sprache. Er mahnt eine Stärkung des dualen Ausbildungssystems „Der beste Unterricht findet immer noch in der Praxis und damit in der dualen Ausbildung statt“, so Wolfgang Jacob.

Der FDP-Bundestagsabgeordneten Reginald Hanke – er ist lediglich einer von sieben Handwerksmeistern im Bundestag – stammt aus Saalfeld und weiß um die besondere Situation im Handwerk. Er sagte im Gespräch seine besondere Unterstützung für Klein- und Kleistunternehmen zu. Die Hinweise und Probleme des Handwerks in der Region seien ihm durchaus bekannt. Deshalb möchte er sich verstärkt für eine deutliche Entlastung des handwerklichen Mittelstandes einsetzen.

MdB Reginald Hanke strebt außerdem die Stärkung des dualen Systems in der Ausbildung durch die Einführung eines leistungsabhängigen Zugangs für Universitäten und Hochschulen an. Schließlich brauche das Land nicht nur Akademiker, sondern vor allem auch gut ausgebildete Facharbeiter, Handwerksgesellen und –meister. In diesem Zusammenhang setzt auch er auf eine Stärkung der Nachwuchsgewinnung für Unternehmen im ländlichen Raum durch mehr individuelle Mobilität für Jugendlichen mittels eines Führerscheins ab 16 Jahren. Diese könne aus seiner Sicht durch den Wegfall des begleitenden Fahrens und die gleichzeitige Einführung eines digitalen Assistenten (Künstliche Intelligenz) erreicht werden.

Um die Zusammenarbeit mit dem Handwerk weiter zu stärken und die bisherigen Gespräche intensiv fortzuführen wird es im Juni dieses Jahres auch ein Treffen des wirtschaftlichen Sprechers der FDP-Bundestagsfraktion, dem Bundestagsabgeordneten Manfred Todtenhausen – auch er ist Handwerksmeister – mit den drei Thüringer Handwerkskammern geben. Zudem ist eine Vielzahl von Besuchen in Unternehmen der Region geplant, um sich ein noch genaueres Bild von den Sorgen und Nöten der Unternehmerinnen und Unternehmer vor Ort zu machen.

 

 

Titelbild: Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen, traf zum Dialog über die Probleme des regionalen Handwerks den FDP-Bundestagsabgeordneten Reginald Hanke im Beisein von Frank Hohle, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (v.l.).