Bauhandwerk Konjunkturumfrage Herbst 2018
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Herbstumfrage: Stimmung im Ostthüringer Handwerk auf Allzeithoch

(22.10.2018) Der Konjunkturmotor im Ostthüringer Handwerk läuft auf Hochtouren – der Geschäftsklimaindex weist den besten Wert seit der Wiedervereinigung aus. Das geht aus der aktuellen Herbstumfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen unter ihren Mitgliedsbetrieben hervor. Auch für die kommenden Monate sind die Handwerksunternehmerinnen und –unternehmer überaus optimistisch.

95 Prozent der befragten Betriebe schätzen ihre derzeitige Geschäftslage als gut oder befriedigend ein – das sind drei Prozentpunkte mehr als im Herbst des Vorjahres und damit die beste Bewertung des Geschäftsklimaindex in den vergangenen 28 Jahren. Die Hauptfaktoren der wirtschaftlichen Dynamik bilden weiterhin die stabile Arbeitsmarktlage, steigende Löhne und die damit erhöhte Konsumnachfrage sowie die Bauinvestitionen. Getragen wird diese sehr gute Einschätzung insbesondere von den Bau- und Ausbaubetrieben sowie vom Handwerk für den gewerblichen Bedarf. Aber auch die Gesundheitsgewerke mit einer Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 9,4 Prozentpunkte und die personenbezogenen Dienstleister (+7,1 Prozentpunkte) trugen maßgeblich dazu bei.

Zehn Wochen Auftragsvorlauf

Die insgesamt positive Grundstimmung in den Betrieben spiegelt sich auch im Auftragsbestand wieder. Immerhin über 64 Prozent der Handwerksunternehmen weisen einen Auftragsbestand von mehr als acht Wochen aus. Der durchschnittliche Auftragsvorlauf über alle befragten Betriebe hinweg beträgt zehn Wochen. Der weiter gestiegene Auftragsbestand führte auch zu einer besseren Umsatzentwicklung. Die Zahl der Betriebe, die gleichbleibende oder gestiegene Umsätze verzeichnen konnten, stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um sechs Prozentpunkte auf nunmehr 90 Prozent. Auch dies ist der beste Wert seit der Wiedervereinigung. An der Spitze auch hier wieder das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe sowie die Betriebe für den gewerblichen Bedarf. Aber auch alle anderen Branchen zeigen deutliche Umsatzverbesserungen.
Das Investitionsklima bleibt im Ostthüringer Handwerk auch weiterhin auf hohem Niveau. Knapp 40 Prozent haben entweder Ersatz-, Rationalisierungs- oder Erweiterungsinvestitionen vorgenommen. Positiv im Handwerk könnte sich hier auch die Erhöhung der Sofortabschreibung für geringwertige Güter ausgewirkt haben. Unterteilt nach Gewerkegruppen zeigt sich die höchste Investitionsbereitschaft im Bauhauptgewerbe, wo fast jedes zweite Unternehmen investiert hat. Aber auch die Betriebe des Ausbausektors, des Nahrungsmittelhandwerks und der personenbezogenen Dienstleistungen erhöhten gegenüber dem Herbst 2017 ihre Investitionstätigkeit. Die eingesetzten Investitionsmittel beliefen sich dabei pro Betrieb auf 37.900 Euro.
Die positive Entwicklung wirkt sich auch auf die Beschäftigung im Ostthüringer Handwerk aus. Der Personalbedarf ist aufgrund der guten Auftragslage und des Renteneintritts geburtenstarker Mitarbeiter-Jahrgänge sehr groß. Daher werden im Ostthüringer Handwerk weiter Stellen geschaffen. 13 Prozent der Unternehmen haben in den vergangenen 12 Monaten neues Personal eingestellt. Damit beweist das Handwerk erneut seine bedeutende Rolle als regionaler Jobmotor.

Regionen positiv gestimmt

Die regionale Entwicklung im Ostthüringer Handwerk zeigt, dass in allen Regionen der Aufschwung weiter geht. An der Spitze liegen der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt sowie der Saale-Holzland-Kreis, in denen 98 Prozent der Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden sind. Die größten Entwicklungschancen sehen für ihre zukünftige Geschäftslage mit 98,8 Prozent die Unternehmen im Altenburger Land.
Der Optimismus in den Handwerksunternehmen bleibt auch in den kommenden Monaten erhalten. 95 Prozent erwarten, dass sich die Geschäftslage weiter gut bzw. zufriedenstellend entwickelt. 91 Prozent der Betriebe gehen von konstanten oder steigenden Umsätzen aus. Auch die Investitionsbereitschaft bleibt unverändert auf hohem Niveau. Drei Viertel der Unternehmen möchten ihre Investitionstätigkeiten gegenüber dem Vorjahr stabil halten oder verstärken. Aber auch Neueinstellungen stehen bei den Handwerksunternehmern ganz oben auf der Agenda, um den gegenwärtigen Auftragsboom bewältigen zu können.

Land und Bund gefordert

„Die Umfrageergebnisse stimmen uns sehr optimistisch“, so Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen. „Wir haben eine Geschäftslage im Ostthüringer Handwerk, die so gut ist wie seit mehr als 28 Jahren nicht mehr. Das zeigt einmal mehr, dass das Handwerk als regionaler Konjunkturmotor unverzichtbar ist.“ Die wichtigste Voraussetzung für eine Beibehaltung des Aufschwungs sei jedoch eine verlässliche und verantwortungsvolle Regierungspolitik sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. „Die derzeitige Verunsicherung der Bevölkerung durch eine oftmals nicht mehr nachvollziehbare Bundespolitik kann sich durchaus auch auf die Entwicklung des Handwerks auswirken“, warnt der Kammerpräsident. Sacharbeit statt stetiger interner Diskussionen sei nun dringend in Berlin gefordert. Dazu gehört beispielsweise die Zukunftssicherung der sozialen Sicherungssysteme, verbunden mit einer dauerhaften Reduzierung der Beitragsbelastung auf unter 40 Prozent. In Bezug auf die Energiewende in Deutschland muss darauf geachtet werden, die Belastungen sowohl für Privatverbraucher als auch Unternehmen zu senken, um das positive Konsum- und Investitionsklima nicht zu zerstören.
Nicht zuletzt gilt es mit Hilfe einer gezielten Bildungspolitik den künftigen gut qualifizierten Fachkräftenachwuchs im Handwerk zu akquirieren und zu sichern“, so Klaus Nützel. Als positiver Aspekt ist hierbei die Einführung des Azubi-Tickets in Thüringen zu nennen, das mittlerweile auch in fast allen Landkreisen Ostthüringens Gültigkeit hat.
Nachholbedarf gibt es dagegen in Sachen Meisterausbildung. „Hier brauchen wir auch in Thüringen eine adäquate Förderung in Form eines Meisterbonus für alle Meisterabsolventen und nicht nur für die Jahrgangsbesten“, fordert der Kammerpräsident. „Viele andere Bundesländer sind Thüringen hier deutlich voraus.“ Gleichzeitig unterstützt das Ostthüringer Handwerk die Bestrebungen, die Meisterpflicht wieder auf mehr Gewerke auszudehnen, um so für Stabilität in den Handwerksunternehmen und eine verstärkte Ausbildungsleistung zu sorgen. „Wollen wir die guten konjunkturellen Kennziffern auch in den kommenden Monaten und Jahren beibehalten, gilt es in den genannten Punkten schnell zu handeln“, so der Kammerpräsident abschließend.

Die Herbstumfrage finden Interessierte hier.