Hauptgeschäftsführer Karsten Sachse
HWK für Ostthüringen

Ein Jahr Corona: Statement von Hauptgeschäftsführer Karsten Sachse

(04.03.2021) Das Ostthüringer Handwerk leidet seit nunmehr einem Jahr unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Noch nie hatten die Handwerksunternehmen mit solch extremen Einschränkungen zu kämpfen. Handwerkskammer-Hauptgeschäftsführer Karsten Sachse nimmt dies zum Anlass, die vergangenen zwölf Monate in dem nachfolgenden Beitrag noch einmal Revue passieren zu lassen. Wie sind die Handwerkerinnen und Handwerker mit der Krise umgegangen. Welche Unterstützung hat die Handwerkskammer gegeben? Was muss jetzt schnellstmöglich passieren?



Liebe Handwerkerinnen und Handwerker,

vor fast genau einem Jahr hat sich für viele von Ihnen sowohl ihre berufliche als auch die persönliche Situation grundlegend geändert. Die Corona-Pandemie hat uns alle gemeinsam vor nie dagewesene Herausforderungen gestellt. An erster Stelle möchte ich Ihnen allen Danke sage. Danke für Ihr Durchhaltevermögen. Danke für Ihre Leidenschaft und Ihre Einsatzbereitschaft in Ihren jeweiligen Berufen. Und auch Danke für Ihr Vertrauen in unsere Arbeit als Ihr Dienstleister.

Viele von Ihnen haben seit März vergangenen Jahres mit Komplettschließungen, Umsatzausfällen, Hygienemaßnahmen sowie bürokratischen Hürden bei der Beantragung von Bundes- und Landeshilfen zu kämpfen. Insbesondere die körpernahen handwerklichen Dienstleistungen wie Friseure, Kosmetiker, Nageldesigner und Fußpfleger, die von den vergangenen zwölf Monaten mehr als vier Monate gänzlich schließen mussten und keinerlei Einnahmen generieren konnten. Nicht zu vergessen sind aber auch die Nahrungsmittelberufe und die Unternehmen der Textilreinigung, denen beispielsweise durch die Schließung von Hotels und Gaststätten Geschäftsbeziehungen weggebrochen sind. Aber auch alle anderen kleinen und mittelständischen Handwerksunternehmen haben die Krise gespürt. Kunden sagten aus Verunsicherung Termine ab, öffentliche Aufträge kamen zum Erliegen, Mitarbeiter fehlen aufgrund von Krankheit und notwendiger Kinderbetreuung sowie vieles mehr. Die Liste ließe sich noch weiter fortsetzen.

Gerade in dieser Zeit ist es wichtig, dass Sie als Handwerkerinnen und Handwerker auf die Handwerkskammer als Ihren Dienstleister zählen können. Von Anbeginn der Krise haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, Sie nach besten Möglichkeiten zu unterstützen und zu entlasten. Bereits am 4. März 2020 haben wir eine Corona-Sonderseite und am 13. März als eine der ersten Kammern deutschlandweit eine Corona-Hotline eingerichtet, um Sie umfassend zu informieren und zu beraten. Doch das allein hat bei weitem nicht ausgereicht. Wir gaben beispielsweise Unterstützung bei der Beantragung der Soforthilfe im ersten Lockdown, standen an der Seite bei der Organisation von Mahnwachen der Friseure und Kosmetiker im zweiten Lockdown und haben öffentlich Druck auf die Politik im Interesse des Handwerks ausgeübt.

Viele Aktionen liefen ebenso nicht sichtbar im Hintergrund – beispielsweise die Gespräche und Diskussionen mit den Entscheidern auf Landesebene. So konnte beispielsweise erreicht werden, dass Existenzgründer, die zwischen dem 1. Januar und dem 15. Februar 2020 den Schritt in die Selbstständigkeit wagten, bei der Soforthilfe nicht durchs Raster fielen. Zudem wurde in Thüringen durch unsere Initiative bei der Anrechnung der Soforthilfe auch die Krankenversicherung und Altersabsicherung berücksichtigt. Partizipiert haben davon viele Soloselbständige und Kleinunternehmen in Ostthüringen.

Nicht zu vergessen sind ebenso die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Fachkräftegewinnung. Gerade der Berufsnachwuchs durfte nicht auf der Strecke bleiben. Auf Drängen der Handwerkskammern wurden unter anderem die Betriebsanteile im Rahmen der ÜLU vollständig durch das Land Thüringen übernommen sowie die Möglichkeit geschaffen, Billigkeitsleistungen zur Ausbildungsvergütung in Anspruch zu nehmen. Ebenso entwickelten wir für unsere Bildungsstätten Konzepte, um sowohl die Ausbildung als auch die Prüfungsabnahme nach bestmöglich durchzuführen. Dafür ein großes Dankeschön an das Ehrenamt sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handwerkskammer, die die Prüfungen unter nicht einfachen Bedingungen realisieren mussten.

An dieser Stelle möchte ich mich auch einmal für das überaus positive Feedback vieler Handwerkerinnen und Handwerker für unsere Aktivitäten ganz herzlich bedanken. In Zeiten, in denen Sie alle mit Umsatz- und auch Existenzsorgen zu kämpfen haben, ist dies nicht selbstverständlich.

Für uns als Handwerkskammer ist dies Verpflichtung und Ansporn, in unseren Bemühungen gegenüber der Politik vor allem in Ihrem Interesse nicht nachzulassen Es ist auch klar: Wir haben nicht alles erreicht, was wir uns vorgenommen haben. Hilfsgelder fließen immer noch viel zu schleppend. Auch die derzeitige Thüringer Verordnung hat nicht all unsere Wünsche erfüllt. Zwar konnten Friseure zum 1. März wieder öffnen. Die Kosmetiker haben aber immer noch keine Perspektive für eine Öffnung ihrer Geschäfte. Ebenso die vielen Handwerkerinnen und Handwerker, die ihre Ladengeschäfte geschlossen halten müssen und nur Reparaturen durchführen können.

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle im Namen des gesamten Vorstandes der Handwerkskammer sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versichern, dass wir auch weiterhin für Sie als Ansprechpartner, Ratgeber und Helfer zur Seite stehen – und das nicht nur in Krisenzeiten.

Für uns ist es von enormer Bedeutung, dass jetzt endlich Öffnungsstrategien auf den Tisch kommen, die eine echte Perspektive bieten. Das Hangeln von Lockdown zu Lockdown und die reine Ausrichtung aller Maßnahmen auf einen Inzidenzwert seitens der Poltikk helfen da nicht weiter. Die langfristigen Auswirkungen der Coronamaßnahmen werden in den Aktivitäten der Politik derzeit überhaupt nicht berücksichtigt. Ich sage es ganz klar: Die Politik muss ihr Scheuklappendenken ablegen und endlich den Menschen echte Perspektiven aufzeigen. Ansonsten droht uns in der Gesellschaft eine wahre Zerreißprobe. Ganz zu schweigen von den langfristigen Folgen, die die derzeitige Corona-Politik haben kann. Deshalb meine Mahnung an die Politik: Schauen Sie von Ihren Zahlenblättern auf! Öffnen Sie die Geschäfte und Einrichtungen unter ausgefeilten Hygienekonzepten wieder! Ich bin mir sicher, dass wir lernen müssen, mit dem Corona-Virus zu leben. Dazu sind unsere Handwerkerinnen und Handwerker bereit, Ihr Bestes zu geben.

Nutzen Sie unsere Angebote intensiv. Gern können Sie uns auch persönlich kontaktieren, um uns Ihre Sorgen, Hinweise und Meinungen mitzuteilen. Ich freue mich auf Ihr Feedback und danke Ihnen nochmals für Ihr Durchhaltevermögen, Ihren Einsatz und Ihr Vertrauen in uns als Ihre Handwerkskammer.

 

Karsten Sachse

Hauptgeschäftsführer