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HWK für Ostthüringen

Vollversammlung: Handwerk fordert bessere Förderung des Meisterhandwerks

(04.12.2018) Der Mangel an geeignetem Fachkräftenachwuchs sowie die Stärkung des Meisterbriefes sind die Schwerpunktthemen des kommenden Jahres. Das wurde auf der Vollversammlung der Handwerkskammer für Ostthüringen deutlich.

Erfreulich ist zwar, dass die Zahl der neu abgeschlossenen Lehrverträge das dritte Jahr in Folge leicht steigt und es im Ostthüringer Handwerk in diesem Jahr 752 neu abgeschlossene Lehrverträge gibt. „Dennoch reichen diese Lehrlingszahlen bei weiten nicht aus, um die Herausforderungen der Zukunft im Ostthüringer Handwerk zu meistern. Immerhin werden Jahr für Jahr rund 1.000 neue Azubis benötigt“, so Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen. Viele Aktionen seien durch die Handwerker gemeinsam mit der Handwerkskammer angeschoben worden. Das Ausbildungsevent in Gera-Aga, Bildungsmessen, Werbemaßnahmen über die Imagekampagne des Handwerks und vieles mehr gehören dazu.

Gleichzeitig sei aber auch die Thüringer Landespolitik gefordert. Denn eine Ursache für die immer noch große Anzahl fehlender Lehrlinge in der dualen Ausbildung ist die Tatsache, dass mehr und mehr junge Menschen an die Universitäten und Fachhochschulen drängen. Deshalb die Forderung der Vollversammlung an die Landesregierung, die duale Ausbildung im Freistaat mehr in den Fokus ihrer Bemühungen zu rücken und stärker zu bewerben.  Mit dem seit 1. Oktober geltenden Azubi-Ticket sei hier ein erster Schritt gemacht, um Lehrlinge beim Weg zur Ausbildungsstätte und Berufsschule finanziell zu entlasten.

Einhergehend mit der Gewinnung des Fachkräftenachwuchses im Handwerk müssen aber vor allem die Meisterpflicht und der Erhalt der handwerklichen Strukturen ganz oben auf der Agenda der Landesregierung stehen. Trotz insgesamt stabiler Zahlen an Mitgliedsbetrieben im Ostthüringer Handwerk ist die Zahl meisterpflichtiger Handwerksunternehmen weiter rückläufig. „Sie sind jedoch der Eckpfeiler einer stabilen Wirtschaftslage und Garant für eine hohe Ausbildungsqualität“, verdeutlicht der Kammerpräsident. Deshalb wirbt die Vollversammlung eindringlich dafür, die Meisterpflicht in allen Handwerksberufen wieder einzuführen. Die Landesregierung kann hier ihren Einfluss auf Bundesebene gelten machen und dieses Ziel, gemeinsam mit dem Handwerk, verfolgen.

Zudem ist es wichtig, gerade mit Blick auf die hohe Zahl an meisterpflichtigen Unternehmen, die in den nächsten Jahren einen Nachfolger suchen, die Meisterfortbildung als höchste Qualifikation im Handwerk weiter zu intensivieren und zu unterstützen. Deshalb fordert die Vollversammlung von der Landesregierung, alle erfolgreichen Jungmeisterinnen und Jungmeister (und nicht nur die Jahrgangsbesten) mit einer Prämie zu würdigen, um so größere Anreize für eine Meisterfortbildung zu setzen.

Viele Bundesländer, wie beispielsweise Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern machen vor, wie dies funktionieren kann. In diesen Bundesländern wird eine Meisterprämie an alle Jungmeisterinnen und Jungmeister von 1.000 bis 4.000 Euro gezahlt.

Mit Blick auf die Unternehmensnachfolge und die Gründung neuer Handwerksunternehmen haben zudem einige Bundesländern wie Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt einen weiteren Ansatz: die Meistergründungsprämie. Diese richtet sich an Handwerker, die nach ihrem Meister einen eigenen Betrieb gründen oder übernehmen. Die Förderung bewegt sich hier zwischen 10.000 und 15.000 Euro. „Das wäre durch die Landesregierung ein wirkliches Signal zur Stärkung des Handwerks in Thüringen. Die Landesregierung darf hier nicht nur die Leistungsfähigkeit des Handwerks loben, sondern muss Eigeninitiative zeigen und den lobenden Worten auch Taten folgen lassen“, wirbt der Kammerpräsident und die Vollversammlung für eine Ausweitung der Förderung von Meisterabsolventen.



Foto: Kammerpräsident bei seinem Bericht vor den Vollversammlungsmitgliedern der Handwerkskammer für Ostthüringen.