Vicki Loth aus Engerda beweist meisterliches Können in Sachen Metall

(07.06.2017) Vicki Loth aus Engerda bei Uhlstädt-Kirchhasel hat einen weiteren Baustein ihrer Karriereplanung im Handwerk im wahrsten Sinne des Wortes gemeistert. Sie legte erfolgreich die Meisterprüfung im Metallbauer-Handwerk ab und wird eines Tages die Familientradition der Kunst- und Bauschlosserei Loth fortführen. Doch wie kam die 29-Jährige zu diesem für Frauen eher ungewöhnlichen Handwerksberuf?
Wie in einem Familienbetrieb üblich, half die junge Frau bereits als Kind fleißig in der Werkstatt der Familie mit. „Gerade in einem Familienunternehmen wird jede helfende Hand gebraucht. Das ist selbstverständlich“, erzählt sie. So entdeckte sie ihre Liebe zum Metall. Doch den Weg von Großvater und Vater im Metallhandwerk wollte sie zu Beginn nicht unbedingt einschlagen. „Wir haben unsere Tochter nie gedrängt, den Beruf des Metallbauers zu erlernen“, erzählt auch ihr Vater Jörg Loth, der das Handwerksunternehmen derzeit in 3. Generation führt. So legte Vicki Loth erst einmal ihr Fachabitur ab, arbeitete anschließend bei einem Restaurator in München. Auch dort kam sie wieder mit dem Metallhandwerk in Kontakt, da unter anderem Metallbeschläge für das Schloß in Graz angefertigt wurden.

„Exotin“ setzt sich durch

Schließlich begann sie ein Studium in der Fachrichtung „Restaurie-rung/Konservierung“. „Ich merkte jedoch bald, dass dies nicht unbedingt meine Bestimmung ist. Ich habe schon immer handwerklich gearbeitet und Metall hat mich nie so richtig losgelassen“, gesteht sie. So trat sie schließlich doch eine Lehre als Metallbauerin in der Fachrichtung Metallgestaltung an. „Dies war zu Beginn nicht ganz einfach, werden Frauen doch nach wie vor in diesem Beruf als Exoten angesehen“, erzählt sie heute mit einem Lachen. Doch sie hat diese Lehre mit Bravour gemeistert und schließlich als Jahrgangsbeste in ihrem Beruf den Gesellenbrief seit 2014 in der Tasche.
Vicki Loth wusste genau, was sie wollte und begann bereits während der Gesellenprüfungsphase mit der Meisterschule in den Teilen III und IV in der Bildungsstätte der Handwerkskammer in Rudolstadt. Nun konnte sie schließlich auch erfolgreich die Teile I und II der Meisterprüfung ablegen, wobei ihr Meisterstück ein Ausleger mit Schlüssel geworden ist. „Das gesamte Meisterstück ist Kunstschmiedetechnik in seiner ursprünglichen Form ohne Schweißnähte“, ist sie stolz auf ihr Werk, das bald seinen Platz am Eingang des Familienunternehmens finden wird.

Zugstangen auch für China

Jetzt arbeitet Vicki Loth erst einmal bei ihrem Vater im Familienbetrieb. Dieser hat sich neben herkömmlichen Metallbauarbeiten insbesondere auf die Herstellung von Windverbänden und Zugstangen für Stahlhallen spezialisiert und fungiert dabei als Zulieferer für Stahlbauer in Thüringen und Sachsen-Anhalt. Nicht ohne Stolz berichtet Jörg Loth, dass die Zulieferung sogar für internationale Bauprojekte erfolgt und bereits entsprechende Stahlhallen mit den Engerdaer Zugstangen selbst in China zu finden sind.
Weiteres Hauptaugenmerk richtet das Familienunternehmen auf die Restaurierung sowie Kunstschmiedearbeiten. Egal ob Restau-rierung historischer Barockschlösser, die Herstellung historischer Türbänder im Jagdschloß Wolfersdorf, die Herstellung von Beschlägen für Wasserräder oder sogar die Herstellung eines Grabkreuzes für einen Friedhof in Roßleben – die Restauration, verbunden mit handwerklicher Kunstschmiedearbeit liegt den Loth’s im Blut. „Meine Tochter hat einen Blick dafür, wobei ihr sicherlich dabei auch ihre Erfahrung vom Studium zu Gute kommt“, gibt Jörg Loth zu.
Er ist sichtlich stolz auf seine Tochter, die später einmal den Familienbetrieb weiterführen wird. Denn auch dafür gibt es bereits genaue Planungen, so dass dann in mittlerweile 4. Generation die Tradition des Bauschlosser- und Kunstschmiedehandwerks in Engerda erhalten bleibt.

Großvater mit auf der Bühne

Im Februar kommenden Jahres steht allerdings erst einmal ein besonderer Höhepunkt an. Zur Meisterfeier der Handwerkskammer für Ostthüringen in Gera wird Vicki Loth ihre Schmuckurkunde zum Meisterberief in einer Festveranstaltung in Gera in Empfang nehmen können. Darauf freut sie sich besonders, wird sie doch gemeinsam mit ihrem Großvater Karl-Heinz Loth geehrt. Er erhält zur gleichen Feierstunde den Goldenen Meisterbrief zu seinem 50-jährigen Meisterjubiläum als Schlossermeister. Ganz sicher ist auch er, wie die ganze Familie, stolz auf seine Enkeltochter, die die Familientradition des Handwerksunternehmens im kleinen Örtchen Engerda auch in den kommenden Jahrzehnten am Leben erhalten wird.



Foto: Vicki Loth mit ihren Vater Jörg am Meisterstück der 29-jährigen Metallbauermeisterin – ein Ausleger mit einem Schlüssel, der bald als Erkennungszeichen für den Familienbetrieb seinen Platz am Eingang finden wird.