Vollversammlung 2022
HWK für Ostthüringen

Tagung der Vollversammlung der Handwerkskammer im Krisenmodus

(21.11.2022) In Zeiten der allgegenwärtigen Wirtschaftskrise trafen sich die Mitglieder der Vollversammlung zu ihrer zweiten Tagung in diesem Jahr. Da war es selbstverständlich, dass auch die momentan schwierige Situation im Ostthüringer Handwerk im Blickpunkt stand.

In seinem Jahresbericht ging Kammerpräsident Wolfgang Jacob unter anderem noch einmal auf die jüngste Herbstumfrage unter den Mitgliedsbetrieben ein. Umsatzrückgang, Auftragsstornierungen, die hohen Energiepreise, die Inflation, Lieferkettenverzögerungen und erste Zahlungsengpässe machen den Handwerkerinnen und Handwerkern mehr denn je zu schaffen. „Das sind Alarmsignale in einer nie dagewesenen Form“, so Wolfgang Jacob und warnt vor einer Rezession, da auch die Zukunftsaussichten von den Unternehmen mehr als schlecht eingeschätzt werden.

Handwerk mit Druck auf politische Entscheider

Gerade deshalb hatte die Handwerkskammer, gemeinsam mit den fünf Ostthüringer Kreishandwerkerschaften den Druck auf die politischen Entscheider erhöht. Forderungskataloge, Statements, Gespräche mit Landes- und Bundespolitikern, aber auch Autokorsos waren Mittel, um die Politik wachzurütteln. Dazu gehört auch das Regionalforum „Energiekrise“ am 24. November, zu dem die Handwerkskammer für Ostthüringen Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee eingeladen hat, damit er die Probleme und Ängste der Handwerker aus erster Hand mitnehmen kann.

Leichter Zuwachs an neuen Lehrverträgen

„Doch bei all diesen zusätzlichen Herausforderungen dürfen wir einen Punkt nicht aus den Augen verlieren: die Gewinnung und Sicherung unseres Fachkräftenachwuchses“, so der Kammerpräsident. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass es mit Stand Ende Oktober wieder einen leichten Zuwachs an neuen Lehrverträgen gegenüber dem Vorjahr gab. 777 junge Frauen und Männer haben ihre Ausbildung im Ostthüringer Handwerk begonnen, 18 mehr als im Vorjahr und auch leicht mehr als im Vorkrisenjahr 2019.

Vielfalt an Aktionen zur Fachkräftegewinnung

Doch dies reiche bei weitem nicht aus. Deshalb unterstütze die Handwerkskammer ihre Mitgliedsbetriebe mit vielen Aktion. Hier nannte Wolfgang Jacob beispielsweise das Projekt „Summer for Future“ in den Bildungsstätten Gera und Zeulenroda sowie das Ausbildungsevent vom 17. September in der Bildungsstätte Gera-Aga mit knapp 1.000 Besuchern, das im kommenden Jahr am 16. September eine Neuauflage erfährt.

Aber auch die zahlreichen Ausbildungsmessen, die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer, die Ausbildungshotline und vieles mehr tragen dazu bei, die Jugendlichen für eine Karriere im Handwerk zu begeistern.

Nicht zu vergessen ist die große Sportaktion in Zusammenarbeit mit der IKK Classic unter dem Motto „Dein Verein – Ostthüringen bewegen“, die in diesem Jahr initiiert wurde. Ziel war es, Handwerk und Sport als ideale Kombination miteinander zu verbinden sowie mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen. 25 Vereine mit mehr als 3.000 sportlich aktiven Kindern und Jugendlichen haben sich an der Aktion beteiligt.

Erst kürzlich gab es zudem mit finanzieller Förderung des Thüringer Wirtschaftsministeriums ein großes Projekt der Thüringer Handwerkskammern zur Nachwuchsgewinnung. Dabei wurden viele Kanäle bespielt, sei es Radio, Printmedien, Internet und Social Media. Hinzu kamen Investitionen in die perfekte und jugendaffine Eventgestaltung mit entsprechenden Materialien.

Meisterabsolventen unabdingbar für die Zukunft

„Bei all dem sind wir aber immer wieder auf das Engagement unserer Handwerksunternehmerinnen und -unternehmer angewiesen, denn nur gemeinsam können wir die Fachkräftelücke verkleinern und im Idealfall schließen“, warb der Kammerpräsident für ein Nichtnachlassen in den stetigen Bemühungen, junge Fachkräfte zu finden.

Doch Fachkräfte kommen nicht von ungefähr. Deshalb spielt auch die Forcierung der Fortbildung, insbesondere der Meisterausbildung in Ostthüringen künftig weiter eine tragende Rolle.

In diesem Jahr konnte endlich nach zweieinhalbjähriger coronabedingter Unterbrechung wieder 176 Jungmeisterinnen und Jungmeister aus zwölf Gewerken sowie acht Betriebswirte des Handwerks zur Meisterfeier in Gera ihre Urkunden erhalten.

„Wir brauchen aber noch viel mehr Meisterabsolventen in Ostthüringen, um auch die Herausforderungen der Unternehmensnachfolge im wahrsten Sinne des Wortes meistern zu können“, so Wolfgang Jacob. Dafür wurden die entsprechenden Lehrgänge in der Meisterausbildung noch passgenauer auf die Bedürfnisse der Meisterinteressenten abgestimmt.

Förderung für Meisterabsolventen gut angenommen

Gleichzeitig wurden durch die Thüringer Landesregierung auch weitere Anreize gesetzt. Neben der bereits bekannten Meisterprämie in Höhe von 1.000 Euro für die Jahrgangsbesten je Gewerk gibt es seit dem Jahr 2021 nun auch endlich in Thüringen den Meisterbonus. Diesen erhalten seit dem Jahr 2021 alle Meisterinnen und Meister, deren Hauptwohnsitz und/oder Beschäftigungsort zum Zeitpunkt des Bestehens der Prüfung in Thüringen liegt und die ihre Meisterprüfung in Thüringen bestanden haben.

Im Jahr 2021 konnte der Meisterbonus an 68 Meisterinnen und Meister und die Meisterprämie an neun Jahrgangsbeste ausgezahlt werden. In diesem Jahr ist die Auszahlung des Meisterbonus bereits an 33 Meisterinnen und Meister erfolgt. 44 weitere Anträge liegen dem Ministerium zur Auszahlung vor. Gleichzeitig erhielten zehn Jahrgangsbeste ihre Meisterprämie.

„Ein wirklicher toller Anreiz also, der dafür sorgen kann, dass noch mehr Interessierte den Weg in die Meisterausbildung und später in die Unternehmensgründung bzw. -nachfolge finden“, so Kammerpräsident Jacob abschließend.

Um die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen im Interesse der Mitgliedsunternehmen zu bewältigen, fassten die Vollversammlungsmitglieder schließlich eine Vielzahl von wegweisenden Beschlüssen, die nun durch das Hauptamt der Handwerkskammer umgesetzt werden.

 

Titelbild: Bei seinem Bericht vor den Mitgliedern der Vollversammlung ging Kammerpräsident Wolfgang Jacob detailliert auf die vielfältigen wirtschaftlichen aber auch bildungspolitischen Herausforderungen ein.