Ovid Rudolph startet mit 20 in die Selbstständigkeit Junger Meister, klare Vision
Unter dem Namen RuWood - „Ru“ wie Rudolph und „Wood“ als klare Verbindung zum Werkstoff Holz, startet der 20-jährige Zimmerermeister Ovid Rudolph aus Oppurg in seine berufliche Zukunft. Zielstrebig läuft er über das Hofgelände seiner Familie zu jenem Gebäude, das einst eine alte Scheune war und heute die Werkstatt seines frisch gegründeten Unternehmens bildet. Seit Ende 2023 hat er sie Stück für Stück umgebaut, um direkt im Anschluss an seine Meisterschule den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. „Gebaut hat meine Familie schon immer, an einen Stillstand kann ich mich nicht erinnern“, sagt Ovid und verweist auf die Tradition seines Großvaters, der ebenfalls Zimmermann war. Schon als Kind entwickelte er Freude am Bauen, besonders gerne denkt er an das Baumhaus zurück, das er mit eigenen Händen errichtete.
Ausbildung mit Auszeichnung
Nach seinem Realschulabschluss 2021 begann er die Lehre bei der Zimmerei Fügmann in Knau, wo er beim Landesausscheid den dritten Platz belegte. Der Ehrgeiz trug ihn direkt weiter. Von September 2024 bis Juli 2025 absolvierte er in Lehesten alle vier Teile der Meisterschule. Besonders das 3-D-Zeichnen und räumliche Denken liegen ihm. Seine Meisterprüfung umfasste unter anderem die vollständige Planung und Konstruktion eines Einfamilienhauses in einer 3-D-Software. Schon in der Ausbildung stand für ihn fest, dass er Meister werden und selbstbestimmt arbeiten möchte. „Ich denke mich gerne in Projekte und unternehmerische Aspekte rein und bringe eigene Ideen ein. Das ist im Angestelltenverhältnis so nicht möglich“, betont er.
Mut zur Selbstständigkeit
Mit gerade einmal 20 Jahren gründet er nun seinen eigenen Betrieb, ein Schritt, den nicht viele in diesem Alter wagen. Unterstützt wurde er dabei von der Familie, Freunden und seinen Meisterschulkollegen. „Es gab nicht viele, die mir meinen Schritt in die Selbstständigkeit absprechen wollten“, erzählt er. Ovid weiß genau, worauf er sich einlässt: „Wenn Arbeiten am nächsten Tag fertig sein müssen, sitze ich auch mal bis in die Nacht daran. Für mich gibt es den klassischen 8-15-Uhr-Job nicht.“ Fachlich und organisatorisch begleiteten ihn sowohl die betriebswirtschaftliche Beratung der Handwerkskammer für Ostthüringen als auch sein Vater, selbstständiger Ingenieur. Von ihm stammt der Rat, sich durch zusätzliche Qualifikationen abzuheben. Ein Rat, dem Ovid folgte. Er absolvierte ein Zertifikatsstudium zum Fachplaner für Holzbau an der Bauhaus-Universität Weimar.
Visionen und nachhaltige Technik
Parallel baut Ovid sich ein außergewöhnliches Büro in Form eines zweistöckigen Quaders als sogenanntes „Null-Haus“. Dieses besteht ausschließlich aus Bauteilen, die bereits in anderen Gebäuden verbaut waren. Es produziert also in seinem gesamten Lebenszyklus keine zusätzlichen Co2-Emissionen.
Nachhaltigkeit und Ökologie sind für ihn zentrale Werte seiner Arbeit. Mit Unterstützung des Mikrodarlehens Thüringen investiert er zudem in eine Einblasmaschine, mit der er künftig ökologische Dämmstoffe wie Zellulose, Holzfasern oder Stroh verarbeiten kann. Seinen Kundinnen und Kunden will er damit nachhaltige Alternativen im Ausbau bieten.
Zukunftspläne
Auch langfristig hat der junge Zimmerermeister klare Pläne. Er möchte ein eigenes Team aufbauen und sein Meisterwissen an Auszubildende weitergeben. Von seinem zukünftigen Azubi erwartet er „Motivation, Lernfähigkeit, Wissbegierde und räumliche Vorstellungskraft“.
Mit Mut, Fachwissen und einer großen Portion Zukunftsdenken zeigt Ovid Rudolph eindrucksvoll, wie modernes Zimmererhandwerk und Unternehmergeist aussehen kann.
Titelbild: Zimmerermeister Ovid Rudolph aus Oppurg hat mit gerade einmal 20 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Seine Werkstatt hat er sich bereits während der Ausbildung ausgebaut.