Frühjahrsumfrage 2024
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Frühjahrsumfrage zeigt leicht verbesserte Geschäftslage im Ostthüringer HandwerkHoffnung auf mögliche Trendwende

Die wirtschaftliche Situation im Ostthüringer Handwerk hat sich gegenüber der Situation im Herbst 2023 leicht erholt.  Das geht aus der aktuellen Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen unter ihren Mitgliedsbetrieben hervor. „Die Situation bleibt dennoch angespannt – auch wenn die Erwartungen für die kommenden Monate Hoffnung auf eine mögliche Trendwende machen“, so Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen.

Entgegen dem Herbst 2023 befindet sich der wichtige Geschäftsklimaindikator (der geometrische Mittelwert aus „guter“ und „schlechter“ Geschäftslage sowie „guten“ und „schlechten“ Geschäftserwartungen) nicht mehr im Bereich der Rezession. Das Ostthüringer Gesamthandwerk liegt mit 105 Prozentpunkten wieder in einem positiven Konjunkturumfeld, vergleichbar mit den Erhebungen aus den Frühjahrsumfragen der Jahre 2021 bis 2023. Die Steigerung beträgt gegenüber dem Herbst 2023 ganze 15 Prozentpunkte und wird vor allem durch die positiven Geschäftserwartungen geprägt.

Aktuell ist das Gesamtbild jedoch noch uneinheitlich. So bewerten die Ostthüringer Handwerksunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage zu 81 Prozent mit gut bis befriedigend. Das entspricht dem gleichen Wert wie im dritten Quartal 2023. Alleinig auf Basis dieser Einschätzung könnte nicht von einer Verbesserung der Geschäftslage, sondern eher von einer anhaltenden Eintrübung gesprochen werden.

Probleme am Bau/ Positive Signale aus dem Kfz- und Nahrungsmittelhandwerk

Zwischen den einzelnen Gewerkegruppen bestehen jedoch teils deutliche Unterschiede in der Lagebeurteilung. Erstmals zeigen sich die Bauhandwerke verhaltender, als die Ausbauhandwerke. Jedes fünfte Unternehmen (20 Prozent) dieses Bereiches berichtet sogar von einer schlechten Geschäftslage (Herbst 2023 11 Prozent). Beide Gruppen lagen mit ihren Ergebnissen in der Regel gleichauf. 36 Prozent der Bauhandwerksbetriebe beschreiben eine gute Geschäftslage – im Herbst 2023 waren es noch 47 Prozent. In den Ausbauhandwerken sind es dagegen 54 Prozent gegenüber 50 Prozent vor sechs Monaten.

Das Kfz-Handwerk zeigt sich deutlich verbessert. 57 Prozent der Betriebe berichten von einer guten Geschäftslage gegenüber nur 46 Prozent im Herbst 2023. Entsprechend tragen die Ausbauhandwerke sowie das Kfz-Handwerk die positive Gesamtlage des Geschäftsklimas im Ostthüringer Handwerk.

Dagegen hat sich die positive Lageeinschätzung bei den personenbezogenen Dienstleistungen (39 Prozent statt 51 Prozent) sowie den Gesundheitshandwerken (38 Prozent statt 50 Prozent) um jeweils 12 Prozentpunkte gegenüber der vorangegangenen Umfrage verschlechtert. Auch die Unternehmen im Lebensmittelhandwerk verbessern sich. 38 Prozent und damit 13 Prozentpunkte mehr als im Herbst 2023 sprechen von einer guten Geschäftslage.

Auch in den Einzelindikatoren zeigen sich schwankende Beschreibungen zur konjunkturellen Lage sowie zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gewerken.

Sorgen bei weiter gesunkenen Umsätzen

Deutlich fällt die negative Rückmeldung von 39 Prozent der Betriebe auf, die von gesunkenen Umsätzen berichten. Vor einem Jahr gaben nur 27 Prozent der Unternehmen diese negative Einschätzung ab. Entgegen der deutschen Gesamtwirtschaft lässt sich somit keine Stimmungsaufhellung im gewerblichen und privaten Konsum attestieren, von dem das Ostthüringer Handwerk hätte profitieren können.

Von einem gestiegenen Auftragsbestand berichten in der Frühjahrsumfrage nur noch 15 Prozent der Betriebe. Im Herbst 2023 lag dieser Wert noch bei 20 Prozent.

Diese Zahlen drücken auch auf die Betriebsauslastung. Lediglich jeder 4. Betrieb spricht von einer derzeitigen Auslastung von 100 Prozent – vor Jahresfrist war es noch jeder 3. Betrieb.  

Die fortwährend niedrige Investitionsneigung spricht auch eher für eine Eintrübung der Geschäftssituation. Fast jeder zweite Betrieb berichtet von niedrigeren Investitionen, wie schon im Herbst 2023. Lediglich ein von zehn Unternehmen spricht von gestiegenen Investitionen.

Zukunftsaussichten geben Hoffnung

Trotz der teilweise negativen Einschätzung der derzeitigen Geschäftslage birgt die verbesserte Erwartungshaltung der Ostthüringer Handwerkerinnen und Handwerker für die kommenden Monate die Chance auf eine Trendwende. Drei von vier Handwerksbetrieben gehen von einer guten bis mindestens befriedigenden Geschäftslageentwicklung aus. Allerdings wird das ausgesprochen warme Frühjahresklima seine Auswirkung auf diese Beurteilung geleistet haben.

Die Einzelindikatoren zur Geschäftslageerwartung fallen ebenfalls weniger pessimistisch als im Herbst 2023 aus. Zirka drei Viertel der Unternehmen setzen auf steigende bis gleich bleibende Auftragseingänge. Darüber hinaus erhoffen sich die Ostthüringer Handwerksbetriebe weniger stark steigende Einkaufspreise.

Die Erwartung auf Umsatzsteigerungen fällt noch verhalten aus, auch wenn sich die Zahl der Unternehmen, die weiterhin sinkende Umsätze erwarten, gegenüber der Herbstumfrage um neun Prozentpunkte verbessert hat. Nur der Indikator zur Investitionsneigung schwächelt traditionell. Mindestens jedes zweite Unternehmen rechnet weiterhin mit sinkenden Investitionen.

Kammerpräsident erneuert Forderungen an Politik

„Ob sich das Ostthüringer Handwerk an der Schwelle zu einer Trendwende befindet oder uns die Krisensituation fortwährend fest im Griff hat, lässt sich nicht sicher vorhersagen“, erklärt Kammerpräsident Wolfgang Jacob.  Die Risiken seien angesichts der schwächeren Auftragslage und der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten, zuletzt insbesondere durch die Entwicklung im Nahen Osten, hoch. „Eine weitere Eskalation würde sich negativ unter anderem auf die Energiekosten auswirken und eine mögliche Verbesserung der Geschäftslage ausbleiben.“

Mit Blick auf die kommenden Wochen und Monate sowie die bevorstehenden Wahlen auf kommunaler und Landesebene erneuert Wolfgang Jacob noch einmal die wichtigsten Forderungen des Handwerks:

- ein Stopp der Belastungen, damit sich Arbeit wieder lohnt

- ausufernde Bürokratie abbauen

- bezahlbare Energie trotz Energiewende

- Leistung des Handwerks als Mittelstandsmotor mehr wertschätzen  

„Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten ganz genau hinschauen, inwieweit seitens der Politik diese Forderungen auch tatsächlich aufgegriffen und in die Tat umgesetzt werden. Nur dann ist es möglich, dass wir im Herbst dieses Jahres von einer wirklichen Trendwende sprechen können.“