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Herbstumfrage: Konjunktur im Ostthüringer Handwerk bleibt robust

(24.10.2017) Die Ostthüringer Handwerksunternehmen richten sich im Aufschwung ein. Die Zinsflaute sowie nachhaltige Beschäftigungs- und Einkommenszuwächse bilden die Grundlage für den nahezu störungsfreien Lauf des Konjunkturmotors im Ostthüringer Handwerk. Das geht aus der aktuellen Herbstumfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen unter ihren Mitgliedsbetrieben hervor, an der 510 Mitgliedsbetriebe teilnahmen. Auch für die kommenden Monate sind die Handwerksunternehmerinnen und –unternehmer optimistisch.

92 Prozent der befragten Betriebe schätzen ihre derzeitige Geschäftslage als gut oder befriedigend ein – fast der gleiche Wert wie im Herbst des Vorjahres. Insbesondere der Aufschwung bei den handwerklichen Zulieferern (Geschäftsklimaindex von 98 Prozent) sowie den Bau- und Ausbaugewerken (Geschäftsklimaindex von 95 Prozent) ist weiter ungebremst. Mit Ausnahme der Gesundheitsgewerbe berichten auch alle anderen Branchengruppen von einer stabilen Geschäftslage.

Die gute Grundstimmung spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung wider, die mit 84 Prozent der Betriebe, die von gestiegenen oder gleichbleibenden Umsätzen sprechen, fast wieder den Höchstwert des Vorjahres mit 86 Prozent erreicht. So verzeichnen mehr als ein Viertel der Unternehmen im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe Umsatzsteigerungen. Auch eine Vielzahl der Betriebe für personenbezogene Dienstleistungen und im Nahrungsmittelgewerbe konnten ihre Umsätze steigern. Ebenso trägt die derzeitige Auftragslage zum positiven Ergebnis bei. Fast 90 Prozent aller Betriebe bewerten ihre Auftragslage als überdurchschnittlich oder normal. Hier ragt vor allem das Kraftfahrzeuggewerbe mit einem Plus von 7 Prozent gegenüber dem Vorjahr heraus. Der Auftragsvorlauf liegt über alle Branchen hinweg bei durchschnittlich neun Wochen, wobei im Bauhauptgewerbe fast jeder 5. Betriebe einen Auftragsvorlauf von über 12 Wochen hat.

Dank der guten Geschäftslage und weiter günstiger Finanzierungsbedingungen haben die Ostthüringer Handwerksunternehmen wie im Vorjahr kräftig investiert. Investitionsbereitschaft signalisierten 35,5 Prozent der befragten Bertriebe. Vor allem im Gesundheitsgewerbe (48,1 Prozent) und im Kfz-Gewerbe (41,3 Prozent) ist die Bereitschaft zu Investitionen nochmals gestiegen.

Dank der robusten Geschäftslage zeigt sich auch der Arbeitsmarkt im Ostthüringer Handwerk stabil. 91 Prozent der Unternehmen haben neue Mitarbeiter eingestellt oder die Beschäftigtenzahl konstant gehalten. Trotz des immer gravierender werdenden Fachkräftemangels unterstreicht das Handwerk wiederum seine Rolle als bedeutender Jobmotor.

In der regionalen Entwicklung bleibt, wie in der Herbstumfrage des Vorjahres, der Landkreis Altenburger Land Spitzenreiter. 97 Prozent der dortigen Handwerksunternehmen schätzen ihre Geschäftslage als gut oder befriedigend ein. Die anderen Landkreise sowie die Städte Gera und Jena folgen dicht dahinter. Dabei ist besonders in der Stadt Jena ein deutlicher Zuwachs der Unternehmen zu erkennen, die ihre Geschäftslage als gut einschätzen. Deren Prozentzahl stieg von 55 Prozent im Herbst 2016 auf jetzt 66 Prozent.

Die Geschäftsaussichten in den Handwerksunternehmen bleiben auch in den kommenden Monaten sehr positiv. 92 Prozent erwarten, dass sich die Geschäftslage weiter gut bzw. zufriedenstellend entwickelt. Erfreulich ist, dass 72 Prozent der Betriebe ihre Investitionsausgaben erhöhen oder konstant halten wollen. Vor allem im Gesundheitsgewerbe, dem Kfz-Gewerbe und bei den personenbezogenen Dienstleistern zeichnet sich eine verstärkte Investitionsbereitschaft ab.

Ebenso wollen knapp 90 Prozent der Handwerksunternehmen weiter an ihren Beschäftigten festhalten. Von einer Aufstockung der Mitarbeiterzahl, bedingt durch den sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel im Handwerk sowie die bevorstehende Wintersaison, gehen jedoch lediglich 3,8 Prozent der Betriebe aus.

„Die Umfrageergebnisse stimmen uns weiter sehr optimistisch“, so Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen. „Das zeigt einmal mehr, dass das Handwerk als regionaler Konjunkturmotor unverzichtbar ist.“ Die wichtigste Voraussetzung für eine Beibehaltung des Aufschwungs sei jedoch eine verlässliche und verantwortungsvolle Politik sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. Deshalb werde man mit Spannung die Entwicklung bei den Koalitionsverhandlungen im Bund beobachten. „Wirtschaftsfreundliche Politik, gepaart mit sozialem Engagement, sind auch für das Ostthüringer Handwerk, essenziell, um den Konjunkturmotor nicht abzuwürgen“, erklärt der Kammerpräsident mit Blick Richtung Berlin. Das Hauptaugenmerk ist und bleibt im Handwerk jedoch vor allem auf die Sicherung und Gewinnung der dringend benötigten Fachkräfte gerichtet. „Uns fehlen die Fachkräfte in nahezu allen Handwerksberufen. Duale Ausbildung statt Akademisierungswahn muss hier künftig noch stärker das Motto lauten“, fordert Klaus Nützel ein gezieltes Umdenken seitens der Politik. „Wir brauchen den Handwerksnachwuchs und damit Fachkräfte, um das gerade in den kommenden Jahren zunehmende Thema der Unternehmensnachfolge lösen zu können. Wird dies versäumt, hat dies einschneidende Auswirkungen auf die handwerklichen Strukturen und damit auf die konjunkturelle Entwicklung eines ganzes Landes.“



Foto: Haben gut Lachen: Das Gros der Ostthüringer Handwerker konnte sich auch in den zurückliegenden Monaten über gut gefüllte Auftragsbücher freuen.