Meisterjubilare Schornsteinfeger 2022 V2
HWK für Ostthüringen

Schornsteinfegermeister Werner Kunze und Werner Lewandowski geehrtGlücksbringer im Doppelpack mit 140 Jahren Meisterhandwerk

(05.07.2022) Das gab es im Ostthüringer Handwerk noch nie. Mit den beiden Geraer Schornsteinfegermeistern Werner Kunze und Werner Lewandowski konnten gleich zwei Handwerksmeister ihr 70-jähriges Meisterjubiläum feiern – und das am gleichen Tag.

Das war natürlich Anlass genug, dass es neben den Glückwünschen und der Ehrenurkunde der Handwerkskammer für Ostthüringen, überreicht von der stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin Katja König, auch eine Ehrung durch die Schornsteinfegerinnung des Freistaates Thüringen gab, die Landesinnungsmeister Marco Beierlein vornahm.

Beide Jubilare können auf eine mehr als bewegte Geschichte im Handwerk zurückblicken.

Schornsteinfegermeister Werner Kunze

Der 93-jährige Werner Kunze wuchs in Pößneck auf und wollte schon frühzeitig Schornsteinfeger werden. Handwerk liegt der Familie im Blut; schließlich war sein Vater ein ausgezeichneter Tischler. Nach Lehre und Gesellenzeit legte Werner Kunze am 5. Juli 1952 erfolgreich seine Meisterprüfung im Schornsteinfegerhandwerk in Weimar ab. Kurze Zeit später übernahm er einen Kehrbezirk in Camburg, bevor es ihn anschließend nach Gera verschlug, wo er den Kehrbezirk in der Stadtmitte inne hatte. Fast 40 Jahre – von 1959 bis Ende der 90er Jahre war er als Bezirksschornsteinfegermeister auf den Dächern unterwegs. Trotz der oftmals schweren und schmutzigen Arbeit erinnert sich Werner Kunze noch heute gern an den Zusammenhalt in der Bevölkerung zurück. Das Gros der Hausbesitzer war stets freundlich, wenn der Schornsteinfeger kam; ist er doch auch als Glücksbringer bis heute ein gern gesehener Gast.

Aber nicht nur als Schornsteinfegermeister sorgte Werner Kunze dafür, dass die Sicherheit der Heizungsanlagen stets gewährleistet war. Auch im Ehrenamt brachte er sich ein, wenn es doch einmal zu einem Feuer kam. So war er beispielsweise Oberbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr in Gera.

Schornsteinfegermeister Werner Lewandowski

Auch Jubilar Werner Lewandowski, ebenfalls 93 Jahre alt, legte zeitgleich am 5. Juli 1952 seine Meisterprüfung in Weimar ab. Beide kennen sich also schon seit mehr als 70 Jahren und erinnern sich noch an die vergangenen Jahrzehnte zurück.

Lange Zeit hat er bei Schornsteinfegermeister Karl August Eller in Gera gearbeitet. Er absolvierte dort seine Lehre, seine Gesellenzeit und auch nach der Meisterschule noch einige Jahre, bevor er im Jahr 1958 seinen eigenen Kehrbezirk erhielt.

Vieles hat sich heute geändert, was in den 50er bis 90er Jahren undenkbar war. Wer weiß denn heute noch, dass früher die Schornsteine auch von innen bestiegen werden mussten, um sie zu reinigen – also auszuschlagen. 45x45 cm war die Öffnung der altdeutschen Schornsteine nur groß und die Schornsteine 10 bis 14 Meter hoch – ein Knochenjob also, der nicht ungefährlich war. Ebenso schwer war die Arbeit zur damaligen Zeit bei der Reinigung von Räucherkammern. „Das war furchtbar anstrengend“, so der Jubilar.

Heute kann Werner Lewandowski seinen Ruhestand im Pflegeheim genießen. Der rüstige Senior ist auch heute noch gefragt und sozusagen der Glücksschornsteinfeger im Heim.

Immer mehr Frauen als Glücksbringerinnen

Landesinnungsobermeister Marco Beierlein aus Neustadt/Orla ist stolz auf solch außergewöhnliche Jubiläum und hofft, dass die Tradition des Schornsteinfegerhandwerks noch lange erhalten bleibt. „An Nachwuchs mangelt es uns glücklicherweise noch nicht so sehr, wie in vielen anderen Handwerksberufen“, so der Landesinnungsmeister. Besonders freut er sich, dass sich aufgrund der sich verbesserten und oftmals leichteren Arbeitsbedingungen mehr und mehr junge Frauen für den Beruf des Schornsteinfegers interessieren. „Das wäre früher undenkbar gewesen.“ Immerhin leiten mittlerweile schon sieben Frauen Kehrbezirke in Thüringen. Allerdings wird es immer schwieriger, auch Schornsteinfeger zu finden, die den Meisterbrief erwerben und einen Kehrbezirk übernehmen wollen. „Die Bürokratie ist in den vergangenen Jahren einfach viel zu groß geworden.“ Nur wenn hier Vereinfachungen geschaffen werden, dann kann man vielleicht irgendwann wieder einmal solch außergewöhnliche und seltene Meisterjubiläum wie von Werner Kunze und Werner Lewandowski feiern.

 

 

Titelbild: Schornsteinfegermeister Werner Kunze freut sich über die Glückwünsche von Landesinnungsobermeister Marco Beierlein sowie von Katja König, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer, zu seinem 70. Meisterjubiläum (Bild links). Auch Schornsteinfegermeister und Glücksbringer Werner Lewandowski stahlt angesichts der Überraschung anlässlich seines 70. Meisterjubiläums, die im Landesinnungsobermeister Marco Beierlein sowie Katja König bescherten.