
„Damit Sie wissen, was wir tun.“: Handwerkertalk in SaalfeldGelungener Austausch für eine starke Region
Nach dem erfolgreichen Start im Altenburger Land gab es jetzt die Fortsetzung des neuen Talkformats „Damit Sie wissen, was wir tun.“ der Handwerkskammer für Ostthüringen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.
Gemeinsam mit der Kreissparkasse Saalfeld-Rudolstadt und dem Landratsamt hatte die Handwerkskammer interessierte Handwerkerinnen und Handwerker in die Räumlichkeiten der Kreissparkasse in Saalfeld eingeladen.
„Wir wollen mit Ihnen ins Gespräch kommen, Probleme aufgreifen, Lösungsansätze bieten“, verdeutlichte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Karsten Sachse, das Ansinnen der Veranstaltung. Schließlich sei es nur gemeinsam möglich, die vielfältigen Probleme und Herausforderungen in der Region zu lösen, um so dem Handwerk Perspektiven zu geben.
Kammer, Kreissparkasse und Landratsamt als Partner
Er stellte den Gästen die Struktur und Aufgaben der Handwerkskammer in einem kurzen Abriss vor. Für viele der Anwesenden war es schon überraschend, wie viele kostenfreie Dienstleistungen für die Handwerksunternehmen angeboten und an welchen Stellen die Interessen der Betriebe gegenüber der Politik stetig vertreten werden.
Ebenso nutzten der Vorstandsvor-sitzende der Kreissparkasse, Martin Bayer, und Vorstandsmitglied Carsten Sprenger die Möglichkeit, Einblicke in das Leistungsspektrum der Sparkasse zu geben. Der Fokus lag hierbei auf Angebote als Leasingpartner, aber auch auf alle Fragen der bargeldlosen Zahlungen sowie die Neuerungen bei Geldtransaktionen, die in den kommenden Jahren kommen werden.
Nicht zuletzt erläuterte der Landrat des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt, Marko Wolfram, die Situation im Landkreis. Zwar bereite ihm der deutliche Rückgang der Einwohnerzahl Sorgen. Er sieht aber auch positive Errungenschaften, die vor allem in Fragen der Infrastruktur deutlich werden. Dies komme auch den Handwerksunternehmen im Landkreis zugute.
Lösungsvorschlag zu Problem gleich präsentiert
In der anschließenden Diskussionsrunde gab es zahleiche Wortmeldungen von Handwerksunternehmern, die ihre Probleme schilderten – gleichzeitig aber auch Lösungsvorschläge unterbreiten. Zu ihnen gehörte beispielsweise Dachdecker Ernst Schnellbach von der Schnellbach GmbH aus Rudolstadt. Für ihn gestalten sich die Zahlungsmodalitäten an Krankenkassen als große Herausforderung. „Bei der Vielzahl an Kranlenkassen und zweimal im Monat notwendigen Meldungen ist die Berechnung der Lohnzahlungen kaum zu stemmen“, kritisiert er die derzeitige Politik. Sein Vorschlag: ein einmaliger Abschlag im Januar auf Basis des Vorjahres. „Das würde zu einer deutlichen Entlastung für uns als Handwerksbetrieb beitragen.“
Ermessensspielräume bei Kontrollen stärker nutzen
Für Fleischermeister Sven Büchner von der Fleischerei Büchner GmbH aus Saalfeld ist es unverständlich, dass es seitens der Bundespolitik wieder nur eine Industriestrompreissenkung geben soll. „Das Handwerk wird gar nicht berücksichtigt. Hier müssen wir mehr Druck machen“, fordert er. Die Handwerkskammer ist intensiv dabei, über verschiedene Gremien auch eine Senkung für die energieintensiven Handwerksunternehmen zu erreichen, erläuterte Carsten Mogk vom Referat Wirtschaftsförderung und Standortpolitik der Handwerkskammer.
Besonders unter den Nägeln brennen dem Fleischermeister außerdem die bürokratischen Belastungen, beispielsweise bei Arbeitsschutz- und Hygienekontrollen. „Hier müssen wir Unmengen an Zeit und Geld investieren. Das ist doch nicht mehr zeitgemäß und viel zu stringent.“ Landrat Marko Wolfram sicherte zu, im Bereich seiner Kontrollbehörden Ermessungsspielräume stärker zu nutzen, um zumindest für ein wenig Entlastung zu sorgen.
Schwarzen Schafen stärker zu Leibe rücken
Auch Maurer- und Betonbauermeister Enrico Erker aus Unterköditz meldete sich zur Wort. Er selbst hat derzeit zwei Auszubildende; befürchtet jedoch, dass er die Ausbildung irgendwann einmal nicht mehr leisten kann. Oftmals besteht für ihn kein finanzieller Spielraum, die Azubis nach der Ausbildung zu halten. Diese wandern zu größeren Betrieben ab oder orientieren sich neu.
Ebenso sieht er zunehmend Fälle von unerlaubter Handwerksausübung in seiner Region. „Wir haben unseren Meister gemacht und arbeiten ganz gewissenhaft. Da ist es nicht hinnehmbar, dass andere Möchtegern-Handwerker Arbeiten ausführen, für die sie keine Berechtigung haben“, so Enrico Erker.
Gerade dafür gibt es in der Handwerkskammer einen Ansprechpartner, der sich solcher Fälle annimmt, überprüft und gegebenenfalls die entsprechenden Schritte einleitet. „Wer also solche Fälle kennt, kann sich gern an die Handwerkskammer oder die Kreishandwerkerschaft wenden, damit wir hier aktiv werden können“, so Christian Allgäuer, Referatsleiter Recht in der Handwerkskammer.
Nicht zuletzt wurden natürlich auch die Themen der Nachwuchsgewinnung und der Unternehmensnachfolge angesprochen. Was die Handwerkskammer in Sachen Nachwuchsgewinnung und Ausbildung tut, erläuterte ausführlich Katja König als stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer. In punkto Unternehmensnachfolge ist zudem die Kreissparkasse ein wichtiger Ansprechpartner, wenn es um die Finanzierungsmöglichkeiten geht. Probleme sieht das Finanzinstitut aber oftmals vor zu hohen Preisforderungen der Übergebenden sowie der Eigenkapitalquote der potentiellen Nachfolger. „Hier muss mit generationsübergreifender Weitsicht vieles beachtet werden. Dafür sind wir sicherlich ein guter Partner“, so Vorstandsmitglied Carsten Sprenger.
Der Handwerkertalk, der in dieser Form erstmals im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt durchgeführt wurde, hat sich als Plattform bewährt. Es sei wichtiger denn je, den Austausch miteinander zu suchen statt übereinander zu reden. Nur so könne man dem Handwerk insgesamt in der Region Perspektiven bieten und gemeinsam nach Lösungen suchen, waren sich alle einig. Deshalb wird’s es ganz sicher eine Fortsetzung geben – dann hoffentlich mit noch größerer Beteiligung von Handwerkerinnen und Handwerkern.
Titelbild: Fleischermeister Sven Büchner, Vorstandsvorsitzender Kreissparkasse Martin Bayer, Maurer- und Betonbauermeister Enrico Erker, Hauptgeschäftsführer Karsten Sachse, Maurermeister Thomas Brudlo, Landrat Marko Wolfram, Kreishandwerksmeister Michael Sänger und Malermeister Reginald Hanke (v.l.) beim Austausch zum Handwerkertalk in Saalfeld.