Bock Kartonagen
HWK für Ostthüringen

Gelungene Nachfolge: Die Böcke erobern mit Kartons aller Couleur die Welt

Betritt man die Werkstatt der Kurt Bock Kartonagen in Zeulenroda, sieht man auf den ersten Blick, worum sich seit fast 140 Jahren alles dreht: Kartons und Verpackungen aller Art.

Am 1. Januar dieses Jahres übernahm die 34-jährige Buchbindermeisterin Beate Bock das Traditionsunternehmen von ihrem Vater Karl Bock und führt die Geschicke des Handwerksbetriebes in nunmehr 5. Generation fort.

Begonnen hat die Geschichte am 6. Juli 1882, als Emil Bock den Betrieb gründete. Nach dem Tod von Emil Bock 1916 führte die Geschäfte seine Witwe, bevor sie den Betrieb zwei Jahre später an die Söhne Fedor und Kurt Bock übergab. Zeulenroda war damals eine Hochburg der Kartonagenproduktion. Bis 1929 gab es 12 Betriebe - heute ist nur noch die Kurt Bock Kartonagen übriggeblieben.

Einer der letzten Kartonagenmachermeister

Kurt Bock jun. war schließlich ab dem Jahr 1954 die 3. Generation. Er legte am 5. Dezember 1952 seine Meisterprüfung ab und war damit einer der letzten ausgebildeten Kartonagenmachermeister Deutschlands.

Kurz vor der Wende im Jahr 1989 übernahm schließlich sein Neffe Karl Bock die Geschäfte und führte die Familiengeschichte weiter. Noch heute weiß er viel über die unzähligen Maschinen zu berichten. Der Großteil der heutigen Geräte stammt noch aus den 20/30er oder den 50/60er Jahren. „Dadurch sind wir heute vielseitig aufgestellt und können auch individuelle Wünsche erfüllen“, macht Karl Bock den Unterschied zu den großen modernen Kartonagenfabriken deutlich. „Und die Maschinen laufen immer noch“, schwärmt er von der soliden Verarbeitung in der damaligen Zeit.

Bock Kartonagen waren schon zu DDR-Zeiten in der ganzen Republik gefragt. So war das kleine Unternehmen aus Zeulenroda einer der wichtigsten Hersteller von Dias-Kartons.

Für Karl Bock war die Wendezeit nicht leicht. Im Juli 1990 brachen fast alle Kunden weg. „Wir mussten quasi wieder bei Null anfangen.“ Doch davon ließ sich Karl Bock nicht beirren. „Wir haben schon immer einmal schwierige Zeiten durchgemacht. Doch als Handwerker sind wir kreativ und wissen uns zu helfen.“ Und so füllten sich nach und nach wieder die Auftragsbücher. „Alles was gerade Kanten hat – bei uns ist fast alles möglich“, verweist der ehemalige Firmenchef auf die breite Angebotspalette.

Gefragte Verpackungen bis Dubai und Schweden

Das haben auch die Kunden nicht nur im Inland erkannt. „Wir arbeiten für Auftraggeber überregional bis ins Auslands. So sind die Kartonagen der Bock‘s unter anderem auch in Österreich, der Schweiz, in Großbritannien, Dubai oder auch Schweden zu finden.

„Unser Trumpf ist die Möglichkeit, dass wir sowohl in Groß- als auch in Kleinserien produzieren können – und das ganz speziell nach Kundenwunsch“, so die Jungchefin Beate Bock. Dafür gibt es im Zeulenrodaer Handwerksunternehmen auch eine eigene Verpackungsentwicklung, wo in Zusammenarbeit mit den Kunden die ausgefallensten Kartons und Verpackungen entstehen. „Das wissen unsere Kunden zu schätzen.“

Für Beate Bock drehte sich von Kindheit an alles rund um Kartons. Deshalb entschied sie sich nach dem Abitur auch nicht für ein Studium, sondern absolvierte von 2005 bis 2008 eine Lehre als Buchbinderin in Hannover. Anschließend ging es für zwei Jahre nach Oxford, um sich noch mehr Wissen im Buchbinderhandwerk anzueignen, absolvierte in München 2011 erfolgreich die Prüfung als Buchbindermeisterin und legte auch noch mit dem Papiertechniker mit Schwerpunkt Verpackungen nach. Übrigens: In München lernte sie auch ihren Mann Robin kennen, der ein Jahr später ebenfalls die Meisterprüfung im Buchbinderhandwerk absolvierte.

Prägende Erlebnisse aus der Schweiz mitgenommen

Geprägt haben sie und ihren Mann jedoch die Arbeit in einer großen Buchbinderei in der Schweiz. Von 2013 bis 2016 war sie dort als Abteilungsleiterin tätig. „Das hat mir sehr geholfen - vor allem mit Blick auf die jetzige Führung des Familienunternehmens“, so Beate Bock. „Es war die optimale Vorbereitung auf Zeulenroda, denn in der Schweizer Firma habe ich alle Bereiche komplett durchlaufen können.“

Schon damals hatten sie und ihr Vater die irgendwann einmal anstehende Firmenübergabe fest im Blick. Nun steht sie an der Spitze des kleinen Handwerksunternehmens mit fünf Mitarbeitern und hat diesen Schritt noch keinen Tag bereut. „Durch die ständig neuen Herausforderungen und die vielen unterschiedlichen Produkte ist die Arbeit so abwechslungsreich und interessant. Ich kann mir keinen schöneren Beruf vorstellen“, schwärmt sie.

Ihr Vater Karl Bock unterstützt sie aber auch weiter nach besten Möglichkeiten. „Doch die Chefin ist jetzt sie. Ich helfe noch gern, wenn ich kann. Vor allem die alten Maschinen haben es mir angetan. Die kenne ich bis ins Detail.“

Die Fortführung der Tradition bei Bock Kartonagen ist also gesichert. Dennoch hält auch zunehmend moderne Technik Einzug, um die Anforderungen der heutigen Zeit zu meistern. „Gerade diese Verbindung von traditioneller Handarbeit und moderner Technik, gepaart mit immer wieder neuen Ideen, machen Beate, Robin und Karl Bock glücklich. Damit steht der 140-Jahr-Feier im kommenden Jahr nichts im Weg.

 

Foto: Buchbindermeisterin Beate Bock ist jetzt die Chefin in 5. Generation in Zeulenroda. Die Übernahme des Handwerksunternehmens von Ihrem Vater Karl Bock ist ein perfektes Beispiel für eine gelungene Nachfolge. Stolz präsentieren Beide eine kleine Auswahl aus dem Produktportfolio.