Kinderbetreuung und Handwerk
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Fehlende Kinderbetreuung existenzbedrohend für Handwerksunternehmen

(12.05.2020) Handwerksbetriebe in Ostthüringen sehen zunehmend ihre Existenz durch die fehlende Kinderbetreuung für ihre Mitarbeiter gefährdet. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen hervor. Demnach fällt in jedem dritten der 300 befragten Handwerksunternehmen Personal aus, da es seine Kinder zu Hause betreuen muss.

„Es ist erschreckend, wie seit Wochen mehr und mehr der Fortbestand eines Großteils unserer rund 9.400 Mitgliedsunternehmen auf dem Spiel steht“, so Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen. Nicht nur die mit den Eindämmungsmaßnahmen verordneten wochenlangen Komplettschließungen von Betrieben oder Auftragsstornierungen haben das Ostthüringer Handwerk schwer getroffen. Mit den jetzt begonnenen Lockerungen bleibt weiter das große Problem fehlender Betreuung der Kinder in den Kindertagesstätten und den Schulhorten bestehen.

„Die Landespolitik muss hier schnellstmöglich gegensteuern. Ansonsten riskieren wir, dass Handwerksunternehmen aufgrund fehlenden Personals schließen müssen – und das dann vielleicht für immer“, warnt Klaus Nützel. Während große Industriebetriebe diese Personalausfälle durch fehlende Kinderbetreuung eher abfedern können, sind es gerade die kleinen Handwerksbetriebe mit drei oder vier Beschäftigten, bei denen ausgefallenes Personal eine riesige Lücke verursacht. „Aufträge können nicht mehr angenommen oder durchgeführt werden, weil ganz einfach die Fachkräfte fehlen“, so der Kammerpräsident. Man könne es auch als versteckte Stilllegung von Handwerksunternehmen seitens der Politik bezeichnen.

Die bisherige Notbetreuung in den Kindertagesstätten ging am Handwerk vollständig vorbei, da die Handwerkerinnen und Handwerker nicht als systemrelevant eingestuft wurden. „Doch selbst der jetzt geplante eingeschränkte Regelbetrieb in Kinderkrippe, Kindergarten und Schulhort hilft unseren Handwerksunternehmen nicht wirklich weiter“, sieht Klaus Nützel die Bemühungen der Landespolitik als zu zaghaft an. „Unseren Betrieben nützt es so gut wie nichts, wenn Mitarbeiter tageweise ihre Kinder in die Einrichtungen bringen können. Wir brauchen endlich eine regelmäßige Öffnung der Kindertagesstätten und Schulhorte für alle arbeitenden Mütter und Väter“, fordert der Kammerpräsident.

Dem stetigen Verweis der politischen Entscheider auf ein mögliches erhöhtes Infektionsrisiko bei Kindern hält Kammerpräsident Klaus Nützel entgegen, dass dieses Risiko durch die erfolgte Öffnung von vielen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens, an dem auch die Familien mit ihren Kindern, etwa bei Einkäufen oder Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, teilnehmen, bereits ständig gegeben ist.

„Wir müssen dringend darauf achten, dass wir mit der fehlenden Kinderbetreuung nicht die wirtschaftliche Existenz vieler Handwerksunternehmen und damit deren Mitarbeitern und Familien aufs Spiel setzen. Deshalb meine klare Forderung: Vollständige Öffnung der Kinderbetreuung unter realisierbaren Hygienekonzepten“, so Klaus Nützel abschließend.