
Thüringer Wirtschaftsministerin besucht Bildungsstätte GeraBerufliche Bildung im Fokus
Wie lässt sich die berufliche Bildung in ländlichen Regionen wie Ostthüringen langfristig stärken? Diese Frage stand im Mittelpunkt des Besuchs der Thüringer Wirtschaftsministerin Colette Boos-John in der Bildungsstätte Gera der Handwerkskammer für Ostthüringen. Gemeinsam mit Staatssekretär Mario Suckert verschaffte sie sich vor Ort einen umfassenden Eindruck von der Bildungsarbeit der Kammer.
Empfang mit Blick hinter Kulissen
Empfangen wurde die Ministerin von Wolfgang Jacob, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen sowie Hauptgeschäftsführer Karsten Sachse und der stellvertretenden Hauptgeschäftsführerin Katja König. Bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Werkstätten und Schulungsräume warfen die Gäste einen Blick hinter die Kulissen – und über die Schultern der Auszubildenden, die sich gerade in der Überbetrieblichen Lehrunterweisung befanden.
Die praxisnahe Ausbildung ist ein wichtiger Teil für die Unternehmen und zeigt auf beeindruckende Weise auf, wie komplex und zukunftsorientiert das Handwerk ist.
Karsten Sachse betonte dabei, wie wichtig es ist, dass dieser Prozess seitens des Wirtschaftsministerium nicht nur begleitet, sondern auch perspektivisch unterstützt werden muss. Ein Zeichen dafür sei allein schon der persönliche Besuch von Wirtschaftsministerin Colette Boss-John und Staatssekretär Mario Suckert.
Bildungsauftrag mit breitem Spektrum
Katja König unterstrich die Rolle der Handwerkskammer als Bildungs-dienstleister: „Neben der klassischen Ausbildung, Fortbildung und Meistervorbereitung nehmen wir auch den Auftrag der beruflichen Orientierung wahr.“ Dazu gehören Angebote wie die Potenzialanalyse, Berufsfelderkundung und -erprobung – auch über das Handwerk hinaus. Kooperationen wie mit dem Kreiskrankenhaus Greiz-Ronneburg ermöglichen es, Jugendlichen Einblicke in Berufe aus Pflege, Medizin und weiteren Branchen zu geben.
Rund 7.000 Schülerinnen und Schüler nehmen jährlich an diesen Angeboten teil – eine Zahl, die die Relevanz und Reichweite dieser Maßnahmen deutlich macht. Katja König ergänzt: „Wir sind bestrebt, unser Bildungsangebot weiterhin so zu erhalten und perspektivisch noch auszubauen.“
Demografischer Wandel fordert neue Wege
Trotz der Nachfrage steht das System unter Druck. Die Auslastung der Bildungsstätten gerät durch rückläufige Azubizahlen zunehmend unter Druck. Hinzu kommen steigende Anforderungen an Technik, Ausstattung und Lernmethoden. Eine Modernisierung der Bildungsstätten, insbesondere in Gera, in Hinblick auf die Herausforderungen der nächsten Jahre sowohl infrastrukturell als auch technologisch ist daher zwingend notwendig.
Nur wenn die Fachkräfte von Morgen das Wissen und Know how aufgrund der Veränderungen (z.B. Digitalisierung) besitzen, wird die Wettbewerbsfähigkeit der Handwerksunternehmen gesichert.
Die Handwerkskammer für Ostthüringen setzt daher schon heute auf enge Kooperationen mit den Herstellern und Lieferanten, um den Lehrlingen das nötige Wissen in den einzelnen Gewerken zu vermitteln. Diese Partnerschaften helfen, immer auf aktuellen Stand der Technik zu bleiben.
Politisches Bekenntnis gefordert
Während des Treffens formulierte die Handwerkskammer klare Erwartungen: Neben einer Fortführung der bisherigen Unterstützung sei insbesondere eine verlässliche Regelförderung für Bildungsstätten nötig – analog zur Hochschulfinanzierung in Thüringen. „Unsere Bildungszentren als Hochschulen des Handwerks sind systemrelevant und sollten den gleichen Stellenwert wie Hochschulen genießen. Nur wenn wir unseren Bildungsstätten eine stabile finanzielle Basis geben, können wir die Fachkräftesicherung nachhaltig gestalten“, so Karsten Sachse.
Ministerin Boos-John zeigte sich offen für diese Anliegen: „Thüringen – und gerade Ostthüringen – steht vor einem demografischen Wandel. Hier dürfen wir nicht nur über Lösungen sprechen, wir müssen sie auch anpacken. Die berufliche Bildung spielt dabei eine Schlüsselrolle.“
Gute Gespräche mit klarer Perspektive
Der Besuch endete mit einer offenen Diskussionsrunde, bei der beide Seiten die Gesprächsatmosphäre und den konstruktiven Austausch lobten. Die Vertreterinnen und Vertreter der Handwerkskammer und des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum verließen die Runde mit einem klaren Ziel: Gemeinsam die berufliche Bildung in Thüringen zukunftsfest gestalten – als Basis für starke Fachkräfte im Handwerk.
Titelbild: Kammerpräsident Wolfgang Jacob (re.) begrüßte gemeinsam mit dem Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Karsten Sachse (li.), Thüringens Wirtschaftsministerin Colette Boos-John und den Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Landwirtschaft und Ländlichen Raum, Mario Suckert, in der Bildungsstätte in Gera-Aga und zeigte bei einem Rundgang die Leistungsfähigkeit der beruflichen Bildung und Weiterbildung im Ostthüringer Handwerk.