PLW-Bundessieger 2022 Anton Kleiner
HWK für Ostthüringen

Bundessieger Anton Kleiner: Statt auf Theorie doch auf Praxis gesetzt

Statt Theorie hat Anton Kleiner aus Kahmer, einem Ortsteil von Mohlsdorf-Teichwolframsdorf, auf Praxis gesetzt – und das überaus erfolgreich. Der 27-jährige holte sich den Bundessieg beim Leistungswettbewerb des Handwerks 2022 im Beruf Glaser in der Fachrichtung Fenster- und Glasfassadenbau. Zugleich wurde er 2. Preisträger im bundesweiten Wettbewerb „Die Gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten". Jetzt konnte Karsten Sachse, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Ostthüringen die entsprechenden Ehrenurkunden sowohl an Anton Kleiner als auch an Glasermeister Frank Kraus für die erfolgreiche Ausbildung übergeben.

Doch der Beruf des Glaser stand nach der Schule für Anton Kleiner nicht ganz oben auf der Wunschliste. Er hätte jederzeit eine Ausbildung im Betrieb seines Vaters Frank Kraus machen können. „Wir haben ihm jedoch immer freien Hand gelassen. Er musste seine Entscheidung selbst treffen“, so Glasermeister Frank Kraus.

Vom Studium auf Ausbildung umgeschwenkt

So entschied sich Anton zunächst für ein Studium im Bauingenieurwesen an der TU Dresden, dann für Architekturwesen. „Ich habe aber gemerkt, dass Theorie und Realität nicht zusammenpassen. Das war einfach nichts für mich. Zudem fühlte ich mich ein Stück weit an der TU allein gelassen. Es gab kaum Hilfestellungen seitens der Schule“, schätzt er heute ein. Deshalb kehrte er in seine Heimat zurück, begann eine Ausbildung zum Glaser im elterlichen Handwerksbetrieb und schloss diese mit Bestleistung im vergangenen Jahr ab. Sein Gesellenstück – ein Stulpfenster in Holz-Alu-Konstruktion – war so gelungen, dass er damit sowohl den Landessieg in Thüringen als auch später den Bundessieg holte. „Damit hätte ich niemals gerechnet“, gesteht er. Und dass er am Ende auch noch 2. Preisträger im Wettbewerb „Die Gute Form im Handwerk“ wurde, ist eine weitere Bestätigung für sein Können. In diesem Wettbewerb geht es vor allem um die ästhetische Qualität, die schöpferische Phantasie sowie die Entwicklung zeitgerechter Produktlösungen mit traditionellen oder neuen Werkstoffen.

Jetzt wartet die Meisterschulbank auf den Bundessieger

„Ich bin froh, dass ich jetzt diesen Weg gewählt habe und kann nur empfehlen, vor einem Studium praktische Erfahrungen mit einer fundierten Ausbildung zu sammeln. Nur mit Theorie kommt man auch mit dem besten Studium nicht weiter“, ist sich Anton Kleiner sicher. Zudem gibt es jede Menge weitere Aufstiegsmöglichkeiten nach einer handwerklichen Ausbildung. Anton ist das beste Beispiel dafür. Er beginnt jetzt mit den Teilen I und II der Meisterprüfung und lässt anschließend die Teilen III und IV folgen, so dass er Anfang 2025 auch seinen Meisterbrief im Glaserhandwerk in der Tasche hat.

Familienunternehmen in Kahmer seit 1989

Sein Vater und Firmenchef Frank Kraus ist froh, dass mit Anton jetzt auch sein jüngerer Sohn im Familienunternehmen seinen Platz gefunden hat. Frank Kraus gründete den Betrieb im Jahr 1989. „Das war ein langer Weg. Mehr als vier Jahre habe ich fast wöchentlich auf den Ämtern nachgebohrt, bis ich die Genehmigung hatte“, erinnert er sich zurück. Und dann kam die Wende. Er wisse nicht, ob er den Schritt in die Selbstständigkeit auch gewagt hätte, wenn die Wende eher gekommen wäre. Doch heute ist er froh über seine Entscheidung.

Spezialanfertigungen statt Fenster von der Stange

In seiner Glaserei beschäftigt Frank Kraus jetzt zehn Mitarbeiter. Spezialisiert ist der Betrieb auf Holz-Aluminium-Fenster sowie auf Türen. Dabei kommen die Aufträge fast ausschließlich über die öffentliche Hand aus einem Umkreis von ca. 300 Kilometern.

„Bei uns gibt es nichts von der Stange. Es sind fast ausschließlich Spezialanfertigungen. Kauf ein Fenster und keine Tür ist wie die andere. So heben wir uns von den Mitbewerbern ab“, erzählt der Firmenchef. Da ist es selbstverständlich, dass die Produktion immer auf dem neuesten Stand sein muss. So ist im Sommer dieses Jahres eine Großinvestition geplant. Eine hochmoderne CNC-Maschine im Wert von rund 750.000 Euro soll die Arbeit erleichtern und noch produktiver machen.

In diesem Zusammenhang ist Frank Kraus auch stolz auf sein ganzes Team im Familienunternehmen. „Wir haben einen tollen Zusammenhalt und ziehen alle an einem Strang. Ohne dieses Miteinander und Vertrauen würde es nicht funktionieren“, so der Glasermeister.

Natürlich braucht auch er wie viele Unternehmen unbedingt Fachkräfte, die er gern selbst ausbilden würde. „Es ist aber oftmals aussichtslos, junge Menschen für unseren Beruf zu begeistern. Dabei ist der Beruf des Glasers so vielfältig, komplex und richtig up to date. Gerade in Fragen Wärmedämmung und Energieeffizienz gibt es so viele neue Lösungen und Herausforderungen beim Fensterbau. Da können junge Menschen zeigen, was sie draufhaben“, wirbt er für eine Ausbildung in seinem Handwerksunternehmen. Und dass sich diese Ausbildung bei ihm lohnt, dafür ist sein Sohn Anton Kleiner mit seinem Bundessieg das beste Beispiel.





Titelbild: Glaser Anton Kleiner aus Kahmer bei Mohlsdorf-Teichwolframsdorf präsentiert stolz mit seinem Vater Frank Kraus die Trophäe und Ehrenurkunden für seinen Bundessieg beim Leistungswettbewerb des Handwerks 2022.