100 Jahre Rudolf Poetzschner- Heidewa GmbH
HWK für Ostthüringen
100 Jahre Rudolf Poetzschner- Heidewa GmbH

Rückblick auf 100 Jahre Unternehmergeist, Innovation und zwei Patente der Heidewa GmbH – Rudolf Poetzschner Ein Jahrhundert voll mit prägender Geschichte

Inmitten der Wirren des Ersten Weltkrieges und der Turbulenzen der Zwanziger Jahre wurde eine Geschichte von Mut, Kreativität und Beharrlichkeit geboren. Rudolf Poetzschner, ein junger Klempner, stand vor den Trümmern einer vom Krieg zerrütteten Gesellschaft. Doch anstatt sich von den Herausforderungen seiner Zeit entmutigen zu lassen, nahm er das Schicksal in die Hand und schuf etwas, das weit über seine eigene Lebenszeit hinaus Bestand haben sollte.

Nachdem Rudolf Poetzschner 1914 die Schule verlassen hatte, begann er eine Ausbildung zum Klempner. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs sollte seine Pläne vorübergehend durchkreuzen. Eingezogen und an die Westpreußische Ostfront geschickt, kehrte er nach Kriegsende in eine von Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägte Heimat zurück. Arbeitslosigkeit war weit verbreitet, doch Poetzschner ließ sich nicht entmutigen.

 Mit „Püppchen“ für warme Mahlzeiten gesorgt

Inspiriert von der Notwendigkeit, den Menschen in schwierigen Zeiten zu helfen, erfand er den Mini-Herd "Püppchen", der brennstoffsparend war und vielen Menschen eine warme Mahlzeit ermöglichte. Das Produkt stellte einen sofortigen Erfolg dar und ebnete den Weg für seine Zukunft als Unternehmer.

1924 legte Rudolf Poetzschner die Meisterprüfung ab und gründete seine eigene Klempnerei. Mit Beharrlichkeit und einem untrüglichen Unternehmergeist führte er sein Geschäft durch die Wirren der Weltwirtschaftskrise. Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth baute er eine solide Firma auf, die sich stetig weiterentwickelte. Doch auch der Zweite Weltkrieg brachte neue Herausforderungen mit sich. Der Klempnermeister wurde erneut eingezogen, musste bis vor Moskau marschieren, wobei er schwer erkrankte. Der Betrieb wurde, wie so viele andere auch, schrittweise auf Kriegsproduktion umgestellt.

 Patentierter Rupo-Brodel-Apparat

Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg im Jahre 1942 hatte Rudolf Poetzschner eines nicht verloren, seinen Erfindergeist. So entwickelte er den sogenannten Rupo-Brodel-Apparat zur Bedampfung von Backwaren für einen besonders schönen Glanz. Auf diese Innovation meldete er schließlich sein erstes Patent an.

Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Firma Poetzschner ihre erfolgreiche Arbeit fort. Der erste Großauftrag mit dem Kesselhaus des damaligen Bergarbeiterkrankenhauses konnte sich gesichert werden. Doch über die Jahre spitzte sich die politische Lage im Osten Deutschlands massiv zu. Handwerker wurden von der kommunistischen Regierung als Fremdkörper ihrer Planwirtschaft betrachtet. Doch das Unternehmerpaar Poetzschner kämpfte, hielt durch und blieb mit ihrer Firma ein fester Bestandteil der ostdeutschen Handwerkslandschaft.

Söhne leben Erfindergeist weiter

Die Söhne Manfred und Hans übernahmen das Unternehmen des Vaters Rudolf Poetzschner schließlich 1966 und führten es erfolgreich in eine neue Ära. Hans trat dabei in die Fußstapfen seines innovativen Vaters. Die Entwicklung der Flugentaschung, einer bahnbrechenden Technologie zur Ascheentsorgung, festigte ihren Ruf als führender Anbieter in der Branche und der Republik. Diese Erfindung ließ sich Hans Poetzschner sogar patentieren.

 

100 Jahre Peotzschner - Miniherd Püppchen
Peotzschner

Der von Rudolf Poetzschner erfundene Miniherd "Püppchen"

100 Jahre Poetzschner_Werkstatt
Poetzschner
Die Werkstatt des einstigen Gründers existiert bis heute.



Ehrenamtlicher Einsatz in der Region

Doch auch für das regionale Ostthüringer Handwerk engagierten sich die Brüder. Ihre Bemühungen trugen maßgeblich zur Gründung des Fachverbandes Sanitär, Heizung, Klima Thüringen bei, der die Interessen der Branche bis heute vertritt. Manfred Poetzschner wurde zum ersten Landesinnungsmeister Thüringens, Bruder Hans engagierte sich fortan in der neu gegründeten Handwerkskammer für Ostthüringen. Die Wende brachte neue Chancen und Herausforderungen mit sich. Die Firma konnte sich erfolgreich behaupten, vielfältige wirtschaftliche Kontakte wurden geknüpft und das Angebot ausgebaut. Schließlich war es im Juli 1991 so weit, dass Henning und Alexander Poetzschner ihren Vätern und der Beteiligung am Familienbetrieb folgten. Gemeinsam konnte zum 70-jährigen Jubiläum auch ein großer Traum des ehemaligen Gründers mit der „Badgalerie Poetzschner“ auf 200m2 Ausstellungsfläche verwirklicht werden. Der SHK-Betrieb hatte mit 40 Mitarbeitern dieser Zeit seine maximale Größe erreicht. 

Doch der harte Wettbewerb und die sich verändernden Marktbedingungen in den 90er-Jahren führten schließlich zum Ende der Rudolf Poetzschner GmbH im Jahr 1998. Doch das Erbe des einstigen Gründers lebt weiter. Mit der Heidewa GmbH sowie der rupo Luft- und Wärmetechnik GmbH haben die Nachfahren des einstigen Erfinders neue Wege beschritten und sind stolz darauf, die Tradition ihres Großvaters weiterzuführen.

Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Familienbetriebs überreichte die Handwerkskammer für Ostthüringen nun die Ehrenurkunde an Henning Poetzschner im Beisein des ehemaligen Mitarbeiters Hartmut Krachs, welcher einst 40 Jahre im Betrieb tätig war. In die Zukunft sieht der Geschäftsführer positiv und freut sich: „Demnächst fängt wieder ein neuer Lehrling seine Ausbildung bei uns an.“

 

Titelbild: Geschäftsführer der Heidewa GmbH, Nachfolgefirma der Rudolf Poetzschner GmbH, Henning Poetzschner nimmt mit dem ehemaligen Angestellten Hartmut Krachs die Ehrenurkunde der Handwerkskammer für Ostthüringen, anlässlich des 100-jährigen Firmenjubiläums