Jahresempfang Stadt Altenburg 2019
HWK für Ostthüringen

Wertschätzung für Handwerk beim Jahresempfang der Stadt Altenburg

(03.09.2019) Endlich stand das Handwerk in Altenburg einmal richtig im Mittelpunkt. „Unser Reichtum sind nicht die Mundwerker, sondern die Handwerker“ – unter dieses Motto hatte Altenburgs Oberbürgermeister André Neumann den Jahresempfang der Stadt Altenburg gestellt und neben Vertretern aus der Politik vor allem Handwerkerinnen und Handwerker der Stadt eingeladen.

Ohne Handwerk kein Engagement in der Stadt

„Unser Reichtum sind die Handwerker, die ganz wesentlich zur Wertschöpfung sowie ihrem unternehmerischen und ehrenamtlichen Engagement zur Entwicklung der Stadt beitragen“, so der Oberbürgermeister in seiner Begrüßung. Er möchte künftig die Jahresempfänge den Menschen widmen, die sich in der Stadt in besonderem Maße engagieren. Umso schöner, dass der Anfang mit dem Handwerk gemacht wurde. „Jeder tägliche Gang ist ohne das Handwerk nicht möglich“, gab André Neumann unumwunden zu. Als Beispiele nannte er den Gang zum Friseur, zum Bäcker, in die Kfz-Werkstatt und viele mehr. Oftmals werde die tägliche Arbeit der Handwerker als selbstverständlich und damit immer mehr als unscheinbar angesehen. „Aber die Handwerker übernehmen eine große Verantwortung in der Stadt und darüber hinaus. Ein guter Draht zum Handwerk und gute Gespräche sichern den gemeinschaftlichen Erfolg“, machte der vor gut einem Jahr neu gewählte Oberbürgermeister deutlich. Er möchte die in den letzten Jahren in der städtischen Politik doch eher vernachlässigten Handwerker stärker in den Fokus rücken und bei der Gestaltung der Stadt mehr als bisher einbinden.

Wollseifer: Wertschätzung fürs Handwerk ist beispielsgebend

Welch Stellenwert das Handwerk zum diesjährigen Jahresempfang in Altenburg einnimmt, bewies auch die Wahl des Festredners. Mit Hans Peter Wollseifer konnte der Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) gewonnen werden. Das Handwerk und Altenburg verbindet aus seiner Sicht die Tradition. Sowohl die Altenburger Skatkarten als auch eine Vielzahl von Handwerksberufen sind als immaterielles Kulturerbe eingetragen. Diese Verbindung zwischen Stadt und Handwerk gilt es weiter zu stärken. „Das Handwerk ist regional verwurzelt und Teil der Gesellschaft, in die es sich stark einbringt, seit es in Sport, Kultur und vielen anderen Bereichen“, so der ZDH-Präsident. Die Wertschätzung die dem Handwerk mit diesem Jahresempfang entgegen gebracht wird, sei beispielgebend für viele andere Regionen in Deutschland.

Anderer Umgang mit Leistungsträgern gefordert

Für das Handwerk müssten aber nicht nur regional sondern auch auf Bundesebene die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden. „Wir brauchen einen anderen Umgang mit den Leistungsträgern der Gesellschaft, seien es die kleinen Unternehmer oder auch die Gründer. Die qualifizierten Handwerksunternehmen mit ihren Handwerksmeistern gründen, um zu bleiben und sie zahlen ihre Steuern vor Ort“, so Hans Peter Wollseifer.

Aus seiner Sicht wird viel zu viel Geld für Sozialleistungen ausgegeben. Es müssten jedoch auch die gestärkt werden, die sich dem Wettbewerb stellen, wie die Handwerker. „Wirksame Entlastungen der Betriebe sind dringend nötig. Der Bürokratieabbau schreitet viel zu langsam voran; die Steuer- und Abgabenlast steigt – dies muss schnellstmöglich geändert werden“, mahnte er die Politik.

Anerkennung für berufliche Ausbildung verbessern

Auch in punkto Sicherung des Fachkräftenachwuchses fand er deutliche Worte.  28 Prozent aller Azubis in Deutschland werden im Handwerk ausgebildet. „Man braucht kein Studium oder Abi, um erfolgreich zu sein“, wirbt der ZDH-Präsident für die duale Ausbildung. „Wir brauchen Meister und Master in einem ausgewogenen Verhältnis und vor allem eine bessere Anerkennung der beruflichen Ausbildung.“

Eine dreijährige Ausbildung kostet einen Handwerksbetrieb durchschnittlich 16.400 Euro. Hier müsse eine deutliche Entlastung sowohl für die Betriebe als auch die Azubis her. Es könne aus Sicht von Hans Peter Wollseifer beispielsweise nicht sein, dass Studierende bis zum 25. Lebensjahr bei ihren Eltern Familienkrankenversichert sind und die Unfallversicherung aus Steuermitteln aufgebracht wird, während Auszubildende diese Möglichkeit nicht haben. Für die Zukunft braucht die Stadt Altenburg und ganz Ostthüringen das Handwerk mehr denn je. Deshalb ist die Wertschätzung zum Jahresempfang genau der richtige Weg.

Handwerker freuen sich über neues Miteinander mit der Stadt

Dies fand auch ein Großteil der eingeladenen Handwerkerinnen und Handwerker so. Klempner-, Installateur- und Heizungsbauermeister Jens Winter aus Altenburg findet es gut, dass der Jahresempfang hauptsächlich dem Handwerk der Stadt gewidmet ist. „Das hätte schon viel eher geschehen müssen. Jahrelang wurde das Handwerk seitens der Politik vernachlässigt, obwohl es die Handwerkerinnen und Handwerker sind, die die Stadt mit aufgebaut haben.“ Man müsse sich künftig mehr auf Augenhöhe begegnen. Mit der Veranstaltung sei ein guter Anfang gemacht.

Auch Klemens Kratsch, der einen Elektrofachbetrieb in Meuselwitz leitet, ist erfreut darüber, dass die Leistungen des Handwerks jetzt endlich in dieser Form gewürdigt werden. „Das Handwerk wurde sonst immer als Beiwerk betrachtet. Es ist das erste Mal, dass sich ein Altenburger Oberbürgermeister auch mal an das Handwerk erinnert. Das ist sehr positiv und der richtige Weg für die Zukunft.“

Metallbauermeister Ronny Reißky aus Lödla sieht den Jahresempfang als durchweg positive Veranstaltung. „Der neue Oberbürgermeister hat das Handwerk endlich einmal herausgehoben. Nur so können wir gemeinsam zeigen, was in Altenburg alles los ist und dass das Handwerk nicht gestorben ist.“ Für ihn bot der Jahresempfang zudem eine gute Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen, sowohl zu anderen Handwerkern als auch zur Politik.

Ein gelungener Auftakt also für ein neues Profils eines Jahresempfanges in Altenburg, der für das Handwerk und die gesamte Region hoffen lässt.



Foto: Altenburgs Oberbürgermeister André Neumann zum Jahresempfang der Stadt im Gespräch mit dem Präsidenten des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Hans Peter Wollseifer, und dem Präsidenten der Handwerkskammer für Ostthüringen, Klaus Nützel (v.l.). Erstmals stand der Jahresempfang ganz im Zeichen des Handwerks in der Region.