Konjunktur Herbstumfrage 2019
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Ostthüringer Handwerk weiter stark trotz leichter Konjunktureintrübung

(23.10.2019) Das Ostthüringer Handwerk bleibt weiter stark, auch wenn es erste Anzeichen für eine allmähliche Verlangsamung des Wachstumsmotors aufgrund einer leichten Konjunktureintrübung gibt. Dennoch ist die Lage der Ostthüringer Handwerksunternehmen mit 92 Prozent ungebrochen positiv. Die starke Binnenwirtschaft, die unter anderem von steigenden Erwerbstätigenzahlen getragen wird, ist, im Gegensatz zur schwachen Entwicklung der Exportindustrie, aktuell ein Grundpfeiler des wirtschaftlichen Erfolges. Das geht aus der aktuellen Herbstumfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen unter ihren Mitgliedsbetrieben hervor, an der 465 Mitgliedsbetriebe teilnahmen.

Baugewerbe boomt weiter

92 Prozent der befragten Betriebe schätzen ihre derzeitige Geschäftslage als gut oder befriedigend ein – ein leichter Rückgang zum Rekordwert von 95 Prozent im Herbst des Vorjahres. Dank der Hochkonjunktur am Bau berichten diese Branchen wiederum von guten Geschäftsentwicklungen. Unverändert gut zeigt sich auch die Geschäftslage der handwerklichen Zulieferer. Die schwächere Industriekonjunktur hat noch nicht zu einer sinkenden Abnahme von handwerklichen Vorleistungen geführt. Auch die anderen handwerklichen Branchengruppen berichten von einer stabilen Geschäftsentwicklung.

Die leichte Eintrübung spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung wider, die im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozentpunkte niedriger ausfiel. 87 Prozent der Betriebe sprechen von gestiegenen oder gleichbleibenden Umsätzen, was dennoch der zweithöchste jemals gemessene Wert ist. 

Elf Wochen Auftragsvorlauf

Die derzeitige Auftragslage trägt jedoch zu einem immer noch sehr positiven Ergebnis bei. 89 Prozent aller Betriebe bewerten ihre Auftragslage als überdurchschnittlich oder normal. Der Auftragsvorlauf liegt über alle Branchen hinweg bei durchschnittlich elf Wochen. Jedes zweite Unternehmen vermeldet Vollauslastung.

Dank der insgesamt guten Geschäftslage und weiter günstiger Finanzierungsbedingungen haben die Ostthüringer Handwerksunternehmen wie im Vorjahr kräftig investiert. 41,6 Prozent der Unternehmen investierten in den Ersatz bzw. in zusätzliche Maschinen und Geräte, um die hohen Auftragsbestände abarbeiten zu können.

Leichter Beschäftigungszuwachs

Der Arbeitsmarkt im Ostthüringer Handwerk zeigt sich dank der robusten Geschäftslage stabil und kann sogar einen leichten Beschäftigungszuwachs verzeichnen. Über 90 Prozent der Unternehmen haben neue Mitarbeiter eingestellt oder die Beschäftigtenzahl konstant gehalten. Trotz des immer gravierender werdenden Fachkräftemangels unterstreicht das Handwerk damit wiederum seine Rolle als bedeutender Jobmotor.

In der regionalen Entwicklung signalisieren die Handwerksunternehmen aus dem Saale-Holzland-Kreis und der kreisfreien Stadt Gera die positivste Grundstimmung. Jena verzeichnet den größten Stellenzuwachs, der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt mit 12 Wochen den längsten Auftragsvorlauf und der Landkreis Greiz punktet mit dem höchsten Investitionsvolumen.

Zukunftsaussicht abgeschwächt

Die Geschäftsaussichten deuten jedoch auf eine etwas schwächere Wachstumsdynamik hin. 13 Prozent der befragten Betriebe erwarten, dass sich die Geschäftslage leicht verschlechtert – immerhin acht Prozent mehr als noch vor Jahresfrist. In  punkto Umsatz geht jedoch wie im Vorjahr fast jeder Vierte von weiter wachsenden Umsatzzahlen aus.

Ebenso wollen knapp 87 Prozent der Handwerksunternehmen an ihren Beschäftigten festhalten. Von einer Aufstockung der Mitarbeiterzahl, bedingt durch den sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel im Handwerk sowie die bevorstehende Wintersaison, gehen jedoch lediglich acht Prozent der Betriebe aus.

Präsident warnt vor Stillstand

„Die Umfrageergebnisse stimmen uns trotz einer leichten Abschwächung weiter optimistisch“, so Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen. „Das zeigt einmal mehr, dass das Handwerk als regionaler Konjunkturmotor unverzichtbar ist.“ Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass die, beispielsweise durch den zu erwartenden Brexit oder aber auch den Streit mit den USA um Strafzölle, aufgetretenen Probleme der Exportindustrie, wenn auch mit Verzögerung, das Handwerk erreichen können.

Deshalb ist jetzt die wichtigste Voraussetzung für eine Beibehaltung der positiven konjunkturellen Lage im Handwerk eine verlässliche und verantwortungsvolle Politik sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene. „Wir werden mit Spannung die Entwicklung bei den Koalitionsverhandlungen im Land Thüringen beobachten. Wirtschaftsfreundliche Politik, gepaart mit sozialem Engagement, sind auch für das Ostthüringer Handwerk essenziell, um den Konjunkturmotor nicht abzuwürgen“, erklärt der Kammerpräsident.

Hauptaugenmerk Fachkräfte

Das Hauptaugenmerk ist und bleibt im Handwerk vor allem auf die Sicherung und Gewinnung der dringend benötigten Fachkräfte gerichtet. „Uns fehlen die Fachkräfte in nahezu allen Handwerksberufen. Duale Ausbildung statt Akademisierungswahn muss hier künftig noch stärker das Motto lauten“, fordert Klaus Nützel erneut ein gezieltes Umdenken seitens der Politik. „Wir brauchen den Handwerksnachwuchs und damit Fachkräfte, um das gerade in den kommenden Jahren zunehmende Thema der Unternehmensnachfolge lösen zu können. Wird dies versäumt, hat dies einschneidende Auswirkungen auf die handwerklichen Strukturen und damit auf die konjunkturelle Entwicklung eines ganzes Landes.“

Die Herbstumfrage finden Interessierte hier!