Flüchtlingsprojekt
HWK für Ostthüringen

Mit Sprache und Handwerk Perspektiven in Ostthüringen gefunden

(16.12.2017) 16 junge Männer aus Eritrea, Somalia, Afghanistan und dem Irak hatten kürzlich allen Grund zur Freude. Sie erhielten in der Bildungsstätte der Handwerkskammer für Ostthüringen in Zeulenroda die Anerkennungsurkunden für die erfolgreiche Teilnahme am Projekt „Perspektive Deutschland – Ausbildung und Beschäftigung im regionalen Handwerk“.

Vier Partner arbeiten Hand in Hand

Vor fast genau zwei Jahren – zum Start an gleicher Stelle – sorgte das Projekt überregional für Aufmerksamkeit. Mit dem Landkreis Greiz, der Arbeitsagentur Altenburg-Gera, dem Rotary-Club Gera und der Handwerkskammer hatten sich vier Partner gefunden, die sozusagen alles aus einer Hand anbieten, um den Flüchtlingen im wahrsten Sinne des Wortes Perspektiven zu bieten. Unterbringung in eigens hergerichteten Zimmern des Internats der Handwerkskammer, um kurze Wege zwischen Wohnort und Ausbildung zu ermöglichen, Sprach- und Integrationskurse, Vermittlung von Kenntnissen und Fertigkeiten in den handwerklichen Bereichen Holz und Farbe sowie Praktika in Handwerksunternehmen.

Ein langer Atem ist gefragt

„Es braucht einen langen Atem, um unterschiedliche Vorbildung, fehlende Sprachkenntnisse sowie ethnische und persönliche Voraussetzungen soweit in Einklang zu bringen, dass Ausbildungsreife besteht“, zieht Landrätin Martina Schweinsburg ein Fazit. Nicht alle haben durchgehalten und andere Prioritäten für ihren Aufenthalt in Deutschland gesetzt. So kamen neue Teilnehmer ins Projekt, wie beispielsweise Mohamed Said Salah, der ein Jahr intensive Unterstützung in Sprache und Vermittlung berufliche Fertigkeiten erhielt.

Sprachkennisse sind Grundvoraussetzung

Insbesondere die sprachlichen Voraussetzungen sind das A und O, um bestehen zu können. Hier gebe es noch deutlichen Nachholbedarf. Das schätzt auch der Somalier realistisch ein. Trotz großer Bemühungen hat er die Deutschprüfung im ersten Anlauf nicht geschafft, möchte diese aber so schnell wie möglich wiederholen. „Ich will die deutsche Sprache besser erlernen, ist sie doch eine Voraussetzung für meinen künftigen Traumberuf“, so Mohamed. Er möchte Tischler werden.

Insgesamt können die jetzigen Absolventen jedoch stolz auf das Erreichte sein. So berichtete beispielsweise Abraham Tesfay aus Eritrea, dass er in den zwei Jahren viel gelernt hat. Nicht nur die Sprache, die er schon sehr gut beherrscht, sondern auch die praktischen beruflichen  Erfahrungen haben ihn schon ein ganzes Stück weiter gebracht. Besonders gefalle ihm, dass es in Deutschland Demokratie, Meinungsfreiheit und Sauberkeit gebe. Immer wieder bedankte er sich bei den Projektpartnern, die ihm die Chance auf eine solide Berufsausbildung und das Erlernen der Sprache gegeben haben.

Dank an Ostthüringer Praktikumsbetriebe

Für den Präsidenten der Handwerkskammer für Ostthüringen, der mit Mohamed Said Salah und Yussuf Osman Dschelani gleich zwei Somaliern die Chance auf ein Praktikum in seinem Handwerksbetrieb ermöglichte, sind solche Projekte auch die Chance, dass das Handwerk den ein oder anderen jungen Menschen mehr in eine handwerkliche Ausbildung in Ostthüringen bringt. Deshalb bedankte er sich auch ausdrücklich bei allen Handwerksunternehmen, die im Rahmen des Projektes den Teilnehmern die Möglichkeit gaben, die betrieblichen Abläufe und den handwerklichen Arbeitsalltag im Handwerk kennen zu lernen. Selbst wenn die Flüchtlinge am Ende doch nicht in Deutschland bleiben, so erhalten sie mit dieser Ausbildung eine solide Grundlage, mit ihren erworbenen Fertigkeiten beim Aufbau in ihren Heimatländern mitzuhelfen.

Das Fazit des Projektes „Perspektive Deutschland – Ausbildung und Berchäftigung im regionalen Handwerk“ ist positiv, auch wenn zu Projektbeginn viele nicht an den Erfolg geglaubt haben. Deshalb wird es im Jahr 2018 eine Fortsetzung geben – diesmal mit minderjährigen und begleiteten Ausländern, die die gleichen Chancen wie die jetzt verabschiedeten 16 Absolventen erhalten sollen.



Foto: Die 16 jungen Männer aus Eritrea, Somalia, Afghanistan und dem Irak, gemeinsam mit den vier Projektpartnern, voller Stolz mit ihren Anerkennungsurkunden für die erfolgreiche Projektteilnahme an „Perspektive Deutschland – Ausbildung und Beschäftigung im regionalen Handwerk“.