Frühjahrsumfrage: Ostthüringer Handwerk bleibt weiter im Aufwärtstrend

Der positive konjunkturelle Aufwärtstrend im Ostthüringer Handwerk hält auch im Frühjahr 2017 an. Das geht aus der aktuellen Frühjahrsumfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen hervor. Die Erwartungen in den Ostthüringer Handwerksunternehmen bleiben auch in den kommenden Monaten sehr optimistisch.

86 Prozent der befragten Betriebe schätzen ihre derzeitige Geschäftslage als gut oder befriedigend ein. Das ist ein Anstieg gegenüber dem Frühjahr 2016 um drei Prozentpunkte und liegt damit nur einen Prozentpunkt unter dem Rekordniveau aus dem Frühjahr 2012. Insbesondere der weiter gestiegene Auftragsbestand ist für die positiven Umfrageergebnisse verantwortlich. Die erfreuliche Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt im Zusammenspiel mit mehr Einkommenssicherheit sorgt für eine sehr gute Auftragslage. So bewerteten 81 Prozent der Betriebe ihre derzeitige Auftragslage als überdurchschnittlich bzw. normal.

Auslastung der Betriebe steigt weiter

Erfreulich ist, dass fast alle Gewerke aufgrund der Konjunkturentwicklung im letzten Jahr mit optimistischen Zahlen aufwarten können. Die Baugewerke erleben, nicht nur aufgrund des milden Winters, nach wie vor Hochkonjunktur. So sprechen 90 Prozent der Betriebe des Ausbaugewerbes von einer guten bzw. befriedigenden Geschäftslage gegenüber 88 Prozent im Frühjahr 2017. Im Bauhauptgewerbe sehen 87 Prozent der befragten Unternehmen eine positive Geschäftslage gegenüber 78 Prozent vor Jahresfrist. Auch das Nahrungsmittel- sowie das Kraftfahrzeuggewerbe sind im Aufwind und legten in der Bewertung der Geschäftslage um 15 bzw. 4 Prozentpunkte auf nunmehr 86 bzw. 84 Prozent zu. Die Werte im Gesundheitsgewerbe und im Handwerk für personenbezogene Dienstleistungen sind dagegen zum Vorjahr leicht rückläufig. Vom freundlichen Konsumklima profitieren diese Branchen weniger als gedacht.

Die überaus positive Grundstimmung in den Betrieben wird auch in einer verbesserten Betriebsauslastung spürbar. Konnten im Frühjahr des Vorjahres 59 Prozent der befragten Betriebe über eine Auslastung zwischen 80 und 100 Prozent berichten, so waren es im Frühjahr dieses Jahres knapp 63 Prozent.

Die gestiegene Betriebsauslastung führte auch zu einer erfreulichen Umsatzentwicklung. Umsatzzuwächse gab es vor allem im Bauhauptgewerbe sowie im Nahrungsmittelgewerbe.

Unternehmen tätigen größere Investitionen

Die insgesamt positive Grundstimmung führt auch zu einer Zunahme der Zahl investierender Betriebe. So liegt die Zahl der investierenden Betriebe derzeit bei 33 Prozent (im Vorjahr 32 Prozent) Vor allem die eingesetzten Mittel pro Betrieb sind im Vergleich des Vorjahres deutlich gestiegen. Vor allem auf Grund von Großinvestitionen im Kfz-Gewerbe sowie gestiegenen Investitionen im Nahrungsmittel- und Gesundheitsgewerbe erhöhten sich die durchschnittlich eingesetzten Mittel pro Betrieb auf 64.600 Euro. Im vergangenen Jahr lag diese Summe lediglich bei 17.300 Euro pro Betrieb.

Der hohe Auftragsbestand und die gute Geschäftslage wirken sich auch positiv auf die Beschäftigungsentwicklung aus. 81,2 Prozent der Betriebe konnten ihren Personalbestand konstant halten und 6,3 Prozent sogar Neueinstellungen vornehmen. Vor allem im Kfz-Gewerbe sind mehr Mitarbeiter eingestellt worden. Damit unterstreicht das Handwerk einmal mehr seine stabilisierende Wirkung für den Arbeitsmarkt und die Konjunktur in Ostthüringen.

Bei den Einkaufspreisen ist nach einer leichten Entspannung in den vergangenen sechs Jahren ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Bei 61,2 Prozent der befragten Bertriebe sind die Einkaufspreise gestiegen, was einem Anstieg gegenüber dem Vorjahr um knapp zehn Prozent entspricht. Gleichzeitig stiegen aufgrund der guten Auftragslage auch die Preise für Handwerkerleistungen. 26,5 Prozent der Befragten haben höhere Angebotspreise durchsetzen können, um beispielsweise durch den Mindestlohn gestiegene Lohnkosten oder andere Belastungen wie höhere Stromkosten auszugleichen.

Deutlicher Aufwärtstrend in Gera und dem Saale-Orla-Kreis

Die regionale Entwicklung im Ostthüringer Handwerk zeigt, dass fast in allen Regionen weiterhin ein Aufschwung zu verzeichnen ist. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum zeigt sich der Aufwärtstrend in den Wirtschaftsräumen der kreisfreien Stadt Gera und dem Saale-Orla-Kreis mit einer Zunahme der Zufriedenheit von 13 bzw. 9 Prozentpunkten am deutlichsten.

Die Erwartungen in den Ostthüringer Handwerksbetrieben bleiben, ungeachtet potentieller Wachstumsbremsen, wie beispielsweise dem Brexit oder den Unwägbarkeiten amerikanischer Wirtschaftspolitik, auch in den kommenden Monaten optimistisch. 89 Prozent erwarten, dass die Geschäftslage konstant bleibt oder sich weiter verbessert. Zudem gehen knapp 90 Prozent der Betriebe von konstanten und steigenden Aufträgen aus. Das hat zur Folge, dass auch die Anzahl der Beschäftigten im Ostthüringer Handwerk in den kommenden Monaten nach oben zeigt. 7,2 Prozent der Betriebe rechnen damit, ihren Personalbestand aufstocken zu können. Der zunehmende Fachkräftemangel macht die Besetzung offener Stellen in vielen Gewerken jedoch schwierig.

Klaus Nützel: Handwerk ist und bleibt Motor des Aufschwungs

„Die Umfrageergebnisse sind ein deutliches Signal der Handwerksunternehmerinnen und –unternehmer in Ostthüringen, dass sich der Aufschwung in den kommenden Monaten weiter fortsetzt“, so Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen. „Das Handwerk ist und bleibt die Wirtschaftsmacht von nebenan und treibt den Motor des wirtschaftlichen Aufschwungs weiter voran.“ Damit dies auch in Zukunft so bleibt und die Konjunkturbelebung weiter anhält, ist es von großer Bedeutung, dass die Handwerksunternehmen gerade in punkto Rohstoff- und Energiepreisen nicht weiter belastet werden. Zudem müssen seitens des Bundes und des Landes die richtigen Signale, beispielsweise in der Steuerpolitik, gesetzt werden, um den Handwerksunternehmen Sicherheit zu geben.
Nicht zuletzt gilt es, mit Hilfe einer gezielten Bildungspolitik den künftigen gut qualifizierten Fachkräftenachwuchs im Handwerk zu sichern, der dringend benötigt wird. „Dabei ist es von besonderer Bedeutung, dass die duale Ausbildung eine weitere Stärkung erfährt. Statt einer Akademisierung in Deutschland muss dringend vermehrt Augenmerk auf die Unterstützung der dualen Berufsausbildung gelegt werden.“, so Klaus Nützel abschließend.