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HWK für Ostthüringen

Drohnen, 3-D-Drucker & Co.: Digitalisierung als Chance fürs Handwerk

(26.06.2019) Digitalisierung im Handwerk: dieses Schlagwort ist immer mehr in aller Munde. Doch was bedeutet das genau? In welchen Bereichen können Handwerksbetriebe davon profitieren. Welche aktuellen Entwicklungen können hier genutzt werden? Fragen über Fragen, die sich  Handwerkerinnen und Handwerker stellen und die hier einmal genauer beleuchtet werden sollen.

Um es vorweg zu nehmen: für das Handwerk bieten sich durchaus große Chancen, wenn sie digitale Prozesse in ihre Betriebsabläufe integrieren. Einige Handwerksunternehmen haben dies bereits erkannt, wie eine Umfrage aus dem Jahr 2018 beweist.  Immerhin 16 Prozent der Befragten sehen positive Effekte durch die Digitalisierung. Jeder vierte Handwerksbetrieb hat bereits in die Digitalisierung investiert, wobei die Schwerpunkte im Bereich der Geschäftsprozesse, der Erschließung neuer Kundenkreise sowie dem Datenschutz und der Cybersicherheit lagen. Rund 20 Prozent der Betriebe betrachtet die Digitalisierung als Chance.

Die Umfrage machte aber auch deutlich, dass der Großteil der Handwerksunternehmen noch sehr zurückhaltend bei diesem Thema ist. Vor allem fehlende betriebliche Ressourcen als auch zu langsame Internetverbindungen werden als Manko gesehen. Nicht zuletzt ist vielen noch nicht bewusst, wo sie die Digitalisierung konkret in ihrem Unternehmen nutzen können.

Mit Ilona Hohle, Patrick Höhn und Nikolai Lewkowski hat die Handwerkskammer für Ostthüringen ein Team an Fachleuten, die Handwerksbetriebe auf dem Weg in das digitale Zeitalter beraten und begleiten.

„Das Thema Digitalisierung ist viel großflächiger als mancher Handwerker denkt“, erläutert beispielsweise Ilona Hohle, Beauftragte für Technologie  und Innovation in der Handwerkskammer. „Digitalisierung heißt nicht nur Einsatz von Drohnen oder 3-D-Drucker. Da gehört noch viel mehr dazu.“ So bietet sich mit dem Einsatz digitaler Technologien in fast jedem Handwerksbetrieb die Chance, sich neue Kundenkreise zu erschließen, Bestandskunden einen besseren Service zu bieten und nicht zuletzt bei vielen Geschäftsabläufen Zeitersparnisse zu erzielen.

An diesen Stellen haben die Experten der Handwerkskammer einmal vier wichtige Punkte zusammengefasst, in denen die Digitalisierung für das Handwerk eine ganze Reihe von Vorteilen bringen kann.

1. Zeitgewinn durch Digitalisierung von Geschäftsprozessen

Die Unternehmen müssen zunehmend in der Lage sein, schneller zu (re-)agieren – etwa mit kürzeren betrieblichen Durchlaufzeiten und variantenreicheren Auftragsgestaltungen. Parallel dazu nehmen die Anforderungen seitens des Staates an die Betriebe immer mehr zu. Umsatzsteuer, Datenspeicherung (Stichwort GoBD), Zeiterfassung, Kassensysteme: immer wieder neue Vorgaben seitens des Staates und der Finanzverwaltungen lassen so manchen Handwerker die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Bürokratische Hürden belasten Betriebe sowohl personell als auch zeitlich. Bei den all-täglichen Geschäftsabläufen muss durch die Unternehmen viel Zeit und Personal investiert werden. Hier kann die Digitalisierung helfen.

An dieser Stelle lohnt es sich zu analysieren welche digitalen Arbeitsmittel und Technologien für das eigene Unternehmen Sinn machen um Arbeitsabläufe wesentlich einfacher zu gestalten und die Konformität zur jeweils aktuellen Gesetzgebung zu gewährleisten.

2. Neue Kundenanforderungen als Chance begreifen

Die Verbraucher haben sich zunehmend daran gewöhnt, dass ihnen neue Technologien und Services durch Automation und Vernetzung das Leben erleichtern. Die Erwartungshaltung der Kunden an Information, Kommunikation und Präsentation haben sich durch die Nutzung mobiler, internetfähiger Geräte deutlich erhöht. Diese Kundenerwartungen müssen und können auch kleinere Handwerksbetriebe mittels der Digitalisierung erfüllen. Zufriedene Kunden, mögliche Umsatzsteigerungen durch neue Kunden und die Automatisierung von Prozessabläufen in Büro und Werkstatt sind hier die Schlagwörter.

Produzierende Gewerke, wie Tischler können ihren Kunden beispielsweise individuelle Möbel mit konkreten Preisangaben und einer 3-D-Ansicht des Produktes auf schnellem Weg anbieten. Das gleiche gilt aber auch für Metallbauer und viele andere. Die CNC-Technik ist bereits oftmals aus dem Fertigungsprozess nicht mehr wegzudenken – auch hier ist die Digitalisierung mit der Vernetzung der Maschinen, dem Umgang mit den 2D- oder 3D Konstruktionsdaten und Ansichtsmodellen sowie der gesamten Mensch-Maschine-Interaktion reale Wirklichkeit. In der Elektrotechnik oder der Sicherheitstechnik können ebenfalls komplizierte auf den Kunden zugeschnittene Installationen besser veranschaulicht werden.

Im Baugewerbe wiederum laufen viele Aufträge parallel. Durch digitale Anwendungen können diese besser und effektiver koordiniert werden, z.B. bei der Mitarbeiterplanung und Materialzusammenstellung. Die Zeitersparnis kann hier enorm sein. Und bekanntlich ist ja Zeit auch immer Geld.

Apropos Geld: Die Kunden sind in der heutigen Zeit bereit, für individuelle Leistungen mehr Geld auszugeben. Insbesondere die Digitalisierung bietet hier auch für kleine Betriebe sehr gute Chancen.

3. Drohnen, 3-D-Druck und VR-Brillen als digitale Helfer

Entsprechende digitale Lösungen sind heute bereits auch im Handwerk in vielen Bereichen auf dem Vormarsch. Egal ob Drohnen, 3-D-Druck oder VR/AR-Brillen – die Möglichkeiten mit verschiedenen hochmodernen technischen Geräten sind beeindruckend.

Viele kennen den Einsatz von Drohnen bereits bei Dachdeckern, um das Dach ohne großen Aufwand genau zu begutachten und mögliche Schäden zu dokumentieren. Doch die Nutzungsmöglichkeiten sind noch weitaus größer. An den Drohnen angebrachte Wärmebildkameras können beispielsweise Kältebrücken aufspüren. Oder im Baubereich durch 3-D-Vermessung aus luftiger Höhe unter anderem den notwendigen Erdaushub für Bauprojekte berechnen und damit die Planungen erleichtern.

3-D-Drucker sind für die Produktion von Ersatzteilen oder kleinen Bauteilen ein interessantes Einsatzgebiet im Handwerk, so zum Beispiel im Modellbau, in der Hörgeräteakustik, der Zahntechnik oder der Orthopädietechnik.

Nicht zuletzt können VR-/AR-Brillen zur Produktpräsentation eingesetzt und dem Kunden somit ein virtuelles Erlebnis der besonderen Art bei der Projektplanung verschafft werden. Im Kfz – Bereich können  AR-Anwendungen den Mitarbeitern, durch den Einsatz intelligente Assistenzsysteme bei der Fehleranalyse helfen.

4. Unternehmenspräsentionen mit Mehrwert für Verbraucher

Zur Digitalisierung gehört schließlich auch die perfekte Unternehmenspräsenz in den verschiedenen Kanälen des Internets. Mit der richtigen Kommunikation können Handwerker durchaus deutlich bei potentiellen Kunden punkten. Dazu gehört aber nicht nur eine tolle Homepage. Social Media, E-Mail-Marketing oder vielleicht auch Videos sind Möglichkeiten. Auch wenn Handwerker nicht zum Marketingexperten umgeschult werden sollen, so ist gerade die Präsentation nach außen neben der handwerklichen Qualität ein nicht zu unterschätzender Faktor. Das kann sich auch auf die Mitarbeitergewinnung auswirken. Ein Handwerksunternehmen, welches sich als dynamisch und modern auch nach außen präsentiert, macht sich für potentielle Azubis und Arbeitnehmer attraktiv.

Die Liste der Möglichkeiten, die die Digitalisierung dem Handwerk bietet, ließe sich noch weiter fortsetzen. Wer mehr über das Thema Digitalisierung im Handwerk und die möglichen Chancen wissen möchte, kann sich an die Digitalisierungsfachleute in der Handwerkskammer für Ostthüringen unter Telefon 03672/377-162, E-Mail: ihohle@hwk-gera.de wenden.

 

Foto: Das Digitalisierungsteam in der Handwerkskammer: Ilona Hohle, Patrick Höhn und Nikolai Lewkowski stehen Handwerkerinnen und Handwerkern bei allen Fragen rund um die Möglichkeiten im Rahmen der Digitalisierung von Geschäftsabläufen oder dem Einsatz modernster Technik mit Rat und Tat zur Seite.