Bundesweites Modellprojekt "Gemeinsam in die Ausbildung" gestartet

(06.04.2017) Der offizielle Startschuss für das Modellprojekt „Gemeinsam in die Ausbildung“ (GidA) ist gefallen. Zur Auftaktveranstaltung der Handwerkskammer für Ostthüringen in Gera-Aga wurden durch die Otto Benecke Stiftung e.V. als Projektleiter die Inhalte und Ziele des Projektes vorgestellt. Die Handwerkskammer für Ostthüringen mit ihren Bildungsstätten in Gera-Aga, Rudolstadt und Zeulenroda ist einer von bundesweit drei Projektpartnern und der einzige Partner aus Ostdeutschland. „Wir freuen uns, dass wir als einer der drei Projektpartner zum Gelingen unseren Beitrag leisten können“, so Klaus Nützel, Präsident der Handwerkskammer für Ostthüringen.

Mit dem Projekt sollen Geflüchtete sowie benachteiligte junge Menschen aus Deutschland und Europa ohne abgeschlossene Erstausbildung erstmalig gemeinsam auf eine Ausbildung im Handwerk vorbereitet werden. Dabei erhalten die Jugendlichen in Vollzeit individuell sprachliche, allgemeinbildende und fachbezogene Kenntnisse und Fertigkeiten für ihre berufliche Zukunft mit dem Ziel, sie bereits im September diesen Jahres in eine Ausbildung zu bringen.

Insgesamt 37 junge Frauen und Männer, unter anderem aus Syrien, Eritrea und Afghanistan, nehmen derzeit an dem Projekt in den drei Bildungsstätten teil, zehn davon in Gera-Aga. Nach einer zweitägigen Kompetenzfeststellung und einem fünfwöchigen Praxistest in verschiedenen Berufsfeldern, haben die Teilnehmer zu Beginn dieser Woche, entsprechend ihren Neigungen und Fähigkeiten die gezielte praktische Ausbildungsvorbereitung unter anderem in den Bereichen Holz, Elektro, Friseur und Kosmetik sowie Kfz-Technik begonnen. Das Besondere dabei ist, dass sie während dieser Praxisphase immer wieder direkten Kontakt haben sowohl mit Auszubildenden, die in den Bildungsstätten ihre überbetriebliche Ausbildung absolvieren, als auch mit Schülerinnen und Schülern, die im Rahmen ihrer Berufsorientierung die Bildungsstätten besuchen. Parallel zur praktischen Arbeit finden weiterhin Sprachkurse sowie allgemeinbildender Unterricht statt.

Die Handwerkskammer für Ostthüringen gehörte bereits vor anderthalb Jahren deutschlandweit zu den ersten Kammern, die sich dem Thema Integration von Flüchtlingen angenommen haben. So konnten bisher in den unterschiedlichen Projekten bereits rund 270 Teilnehmer durch Sprachkurse, Praktika sowie theoretische und praktische Wissensvermittlung in den Bildungsstätten den ersten Weg in Richtung Beschäftigung und Ausbildung im Handwerk gehen.

Dass diese Arbeit Erfolg zeigt, unterstreichen folgende Zahlen: 59 Flüchtlinge wurden in Praktika in Handwerksbetrieben vermittelt. Jeweils sechs Projektteilnehmer haben eine Ausbildung begonnen bzw. eine reguläre Arbeit aufgenommen. Hinzu kommen noch 62 Vermittlungen in Hospitationen in Unternehmen sowie 24 Vermittlungen zu anderen Projektträgern.

„Doch dies wäre nicht ohne die Bereitschaft vieler Ostthüringer Handwerksunternehmen möglich“, bedankt sich Klaus Nützel. So gibt es laut einer Umfrage der Handwerkskammer für Ostthüringen derzeit 482 Ostthüringer Handwerksunternehmen, die sich diesbezüglich engagieren wollen.

„Dennoch wissen wir genau, dass die Deckung des dringend benötigten Fachkräftebedarfs allein über Flüchtlinge nicht gelingen wird und dies ein weiter Weg ist“, unterstreicht der Kammerpräsident. Dennoch sei es eine Möglichkeit, zum Erfolg der Integration idealerweise durch Beschäftigung und Ausbildfung beizutragen.

Mit dem jetzigen Modellprojekt kann diese Integration durch die Einbeziehung von Geflüchteten sowie Jugendlichen aus Deutschland und Europa und das damit verbundene gemeinsame Lernen noch besser geschafft werden.



Foto: 18 der derzeit insgesamt 37 Projektteilnehmer, unter anderem aus Afghanistan, Syrien und Eritrea, bei der Auftaktveranstaltung in der Bildungsstätte Gera-Aga. Sie sind optimistisch, dass sie die Anforderungen meistern und bereits im September eine duale Ausbildung beginnen können.